Der hundertste Todestag von Frédéric Auguste Bartholdi
Die Freiheitsstatue von New York - ein freimaurerisches Werk
Das klassische Wahrzeichen New York ist ohne Zweifel die
Freiheitsstatue, das Symbol für Freiheit in der ganzen Welt. Nur wenige
wissen, dass dies ein freimaurerisches Werk ist. Der Schöpfer,
Frédéric-Auguste Bartholdi war ein Freimaurer. Der Freimaurer Gustav Eiffel,
der den Eiffelturm in Paris konstruiert hatte, lieferte die technischen
Voraussetzungen. Freimaurer in Frankreich sammelten das Geld für die Statue,
amerikanische Freimaurer finanzierten den Sockel und schliesslich legte die
Grossloge von New York den Grundstein für das einzigartige Werk.
ALFRED MESSERLI (Schweizer Freimaurer-Rundschau: Mai 2004)
Die Freiheitsstatue befindet sich auf der kleinen Insel «Liberty Island»
in der Upeer Bay, etwa vier Kilometer von der Südspitze von Manhattan
entfernt, mitten im Hafen von New York. Das samt Fundament und Sockel 93 m
hohe Monument gilt weltweit als Symbol der Freiheit und der Demokratie. Für
Millionen Einwanderer, die mit dem Schiff in die Vereinigten Staaten kamen,
war die Freiheitsstatue der erste Anblick der Neuen Welt und die
Verkörperung ihrer Hoffnungen. Heute, wo man mit dem Flugzeug nach New York
fliegt, muss man schon gezielt einen Bootsausflug unternehmen, um die Grande
Dame der Vereinigten Staaten von Amerika zu besichtigen.
Die von einem Strahlendiadem gekrönte Freiheitsgöttin steht auf den
zerbrochenen Ketten der Sklaverei. Die sieben Strahlen der Krone
versinnbildlichen die sieben Meere und die sieben Kontinente. In der
erhobenen rechten Hand hält sie eine bei Dunkelheit erleuchtete Fackel und
in der linken eine Inschrifttafel mit dem Datum der amerikanischen
Unabhängigkeitserklärung: July 4. 1776. Schöpfer der Figur ist der
französische Bildhauer Frédéric Auguste Bartholdi. Die Trägerkonstruktion
aus Stahl hat Gustave Eiffel, der spätere Erbauer des Eiffelturms,
konstruiert. 1865 regte der französische Politiker Leboulay den jungen
Bildhauer Bartholdi zur Schaffung eines Monumentes an, das die im
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geknüpften Bande zwischen Frankreich und
Amerika verherrlichen sollte. Bartholdi gefiel die Idee, gab sie ihm doch
die Möglichkeit, seine Vorliebe für monumentale Bildhauerkunst auszuleben.
Er griff auf einen Entwurf für eine Statue zurück, die für den Nordeingang
des Suezkanals geplant war, aber nie realisiert werden konnte.
Bartholdi reiste 1871 in die Vereinigten Staaten und bat Präsident Grant
und andere einflussreiche Politiker um finanzielle Unterstützung und
ersuchte um Erlaubnis, die Statue auf der Insel im Hafen von New York
aufstellen zu können. Der ursprünglich gefasste Plan, das Werk bis 1876, dem
Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen der Vereinigten Staaten von Amerika,
fertig zu stellen, musste aufgegeben werden. Frankreich brachte zwar die für
die damalige Zeit gewaltige Summe von 600’000 Francs für die Statue auf,
doch in den USA war noch nicht genügend Geld für den Bau des Sockels
zusammen gekommen. Dieser kostete etwa genau so viel wie die Lady selbst.
Erst als sich der mächtige Zeitungsverleger Pilzer der Spendenaktion annahm
(und damit die Auflage seiner Zeitung enorm steigerte), kam auch in Amerika
genügend Geld zusammen, so dass mit der Herstellung der Statue begonnen
werden konnte.
Hergestellt wurde die Statue in einer Pariser Metallwerkstatt. Das von
Bartholdi gefertigte erste Tonmodell (etwa 120 cm hoch) wurde massstabgetreu
zuerst auf 2,7 und dann auf 12 m vergrössert. Mit einem komplizierten
Vermessungsverfahren wurde alsbald aus Holz das Erdmodell aus Einzelteilen
hergestellt, die zusammengesetzt die mächtige Dame in Originalgrösse von 50
m Höhe ergab. Über die originalgrossen Holzformen hämmerten darauf ganze
Scharen von Handwerker dünne, etwa 3 mm dicke Platten aus Kupfer. Die 300
Einzelteile gelangten schliesslich in 200 Kisten verpackt, per Schiff nach
New York. Hier vernietete man die Kupferplatten und hängte sie mit
Eisenstäben am zentralen Stahlgerüst auf, das tief im Sockel verankert
wurde.
Der mächtige sternenförmige Sockel, auf dem die kupferplattenbekleidete
Dame steht, ist zwischen den Wänden eines alten Armee-Forts eingelassen. Er
war zu seiner Zeit der grösste aus einem Stück gegossene Betonblock. Die
Freiheitsstatue wurde durch eine Stützsäule in den Boden verankert. Der
Sockel selbst hat ebenfalls noch einmal eine Höhe von 47 Metern. Im Sockel
befindet sich das American Museum of Immigration. Hier wird zum einen in
Wechselausstellungen über die Geschichte der Einwanderung berichtet, zum
andern aber auch der Bau der Freiheitsstatue dokumentiert.
Von der Freiheitsstatue hat man einen unvergleichlichen Blick auf die
Hafeneinfahrt von New York und auf Manhattan. Allerdings muss man sich lange
anstellen, um überhaupt in die Statue zu gelangen, und dann wird man von den
nachfolgenden Besuchern förmlich wieder hinaus geschoben. Zwei Wege führen
in die Statue: Ein Lift fährt bis zur kleinen Aussichtsterrasse, und eine
Wendeltreppe mit 158 Stufen bringt den Besucher bis zur Aussichtsplattform,
bis in die Krone der Freiheitsgöttin.
Frédéric Auguste Bartholdi ist am 2. August 1834 in Colmar (Elsass) als
Sohn eines Händlers geboren worden. Als er zweijährig war, beschloss seine
Mutter, mit ihm und seinen Geschwistern nach Paris zu ziehen, wo er seine
Jugendjahre erlebte. Paris war auch der Grund, weshalb er sich schon
frühzeitig entschied, Künstler zu werden. Er besuchte zahlreiche Künstler
Ateliers und knüpfte Bekanntschaften mit Bildhauern. Er besuchte auch
Zeichnungskurse und begann seine bildhauerische Laufbahn. Schon als
20jähriger erhielt er einen ersten Auftrag für die Statue eines Generals in
seiner Heimatstadt Colmar. Im Jahre 1870 verwirklichte er die Statue des
Vercingetorix. Berühmt wurde er nach dem deutsch-französischen Krieg von
1870/71, als er den Löwen von Belfort schuf. In der Schweiz schuf er das
Denkmal für Strassburg auf dem Zentralbahnhofplatz in Basel (1895). 1901
vollendete er das Monument in Birr bei Brugg für die 22 französischen
Soldaten, die 1871 bei Schinznach umkamen. Als Freimaurer war er Mitglied
der Loge «Alsace-Lorraine».
Wir gedenken Frédéric Auguste Bartholdis 100. Todestag. Die genauen
Umstände seines Todes sind nicht bekannt. An diesem Tag verabschiedete er
sich in Paris und verschwand. Die Leiche hat man nie gefunden. Aber man
nimmt den Tag seines Verschwindens, den 4. Oktober 1904, als sein Todestag
an.