Panta rhei, alles ist in Bewegung, alles fliesst
Beruf? Beruf und Familie? Beruf, Familie und Loge? Beruf,
Familie oder Loge?
«Die Zukunft existiert nicht, es ist etwas dem wir
nachrennen. Und wenn wir sie erreicht haben, wird sie sofort Gegenwart und
gleich danach Vergangenheit.»
Peter Schwegler, Loge Catena Humanitatis, Zürich
(Schweizer Freimaurer-Rundschau: April 2008)
Die Welt verändert sich ständig, nicht seit gestern, nicht
seit vorgestern sondern seit Jahrmillionen. Ein Prozess. Damit drücken wir
aus, dass die Welt sich ständig verändert und dass wir uns zwangsläufig
ständig den neuen Gegebenheiten anpassen mussten und müssen. Doch nicht nur
die Zeit verändert sich. Sind es die Umweltfaktoren oder persönliche und
beeinflussende Faktoren die sich ändern. Auch der «Massstab aller Dinge»,
Parameter also, von denen wir in der jeweiligen Gegenwart davon ausgehen,
dass sie in ihrem Bestand und in ihrer Wertigkeit die für immer bleiben,
verändern sich. Nicht nur die Zeit verändert sich auch wir verändern uns. Je
nach Lebensabschnitt haben die einen oder die anderen Inhalte eine höhere
Priorität und Wertigkeit.
Zu den essentiellen Veränderungen der heutigen Gesellschaft
gehören, dass sich der Mensch modernisiert hat. Der persönliche Einsatz,
auch im Rahmen der Allgemeinheit hat heute einen anderen Stellenwert. Das
Engagement zu Gunsten der Gesellschaft, aber auch zu Gunsten eines Vereins
hat heute eine völlig andere Bedeutung. Waren es früher doch mehrheitlich
Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, so müssen sich diese Aktivitäten heute
gegen Fernseher, Internet, Clubs und weitere Freizeitangebote durchsetzen.
Braucht es doch in diesem Zusammenhang ein grösseres Engagement um diese
Schwelle von Untätigkeit oder leicht konsumierbarer Kost in persönliches
Engagement zu wandeln.
Doch auch in Familie und Beruf hat sich in den letzten
Jahrzehnten vieles verändert. Wer geht heute noch über Mittag nach Hause?
Wie viele Familien leben vorwiegend als Wochenendfamilie, abgesehen von
Patchworkfamilie und selbsterziehenden Müttern und Vätern – und das neben
der althergebrachten «normalen» Familie. Die Halbwertzeit der heutigen Ehe
ist allgemein bekannt und die Paare leben mit diesem Wissen. Nicht nur die
Struktur der Familie, auch die Wertigkeit einer Ehe ist heute eine andere
als noch vor 30 bis 40 Jahren. Die Rolle der Frau, heute in ihrer Aufgabe
eine Selbstverständlichkeit, hat sich massiv gewandelt.
Zum Beruf: Wer arbeitet noch als das, was er einst studiert
oder gelernt hat? Im Schnitt verändert man den Arbeitsbereich, also den
Beruf den man schlussendlich ausübt, mehrmals im Leben. Erfolgreich sein,
heisst Einsatz leisten. Einsatz, schlussendlich auch auf Kosten der Familie.
Doch ohne Fleiss kein Preis. Wer kennt die Situation nach einem harten Tag
nicht, nach einer Geschäftsreise einfach abstellen zu wollen, Füsse hoch
lagern, ein Whiskey, Bier oder ein Glas Wein zu geniessen? Vielleicht noch
vor dem Fernseher… Doch dann? Die Frau, die Kinder und die gerechtfertigten
Ansprüche, auf die sonst schon für die Gemeinschaft rare Zeit, kommen voll
zum Tragen. Nichts mit Füssen hoch lagern! Weiter volle Aufmerksamkeit und
zu später Stunde vielleicht noch ein Gespräch über die «nur»
durchschnittlichen schulischen Leistungen der Kinder. Weil Mann, so die
Argumentation, sonst ja keine Zeit für ein Gespräch hat…
Die Früchte der Arbeit fallen also erbarmungslos auf einem
zurück. Sie führen zu Spannungsfeldern innerhalb der Familie, der Umfeldes
und schlussendlich auch des Berufs.
Der Mensch im Wandel – Der Maurer im Wandel
In diesem beschriebenen Spannungsfeld, in Konkurrenz zu
Fernseher, Familie und dem Beruf, zu allem Überfluss auch noch im Wettbewerb
mit Kino, Disco, Tennis-, Golf- oder Fitnessclub: Weshalb raffen sich Männer
auf, um in eine Loge zu gehen?
Die Gründe können vielfältig sein. Eine gute Freimaurerloge
bietet vielfältige, ehrliche Angebote. Damit wird sie zu einem
faszinierenden Ort.
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Sie ist Treffpunkt, an dem man sehr interessante Männer
trifft und Kontakte knüpfen kann, die sonst nie geknüpft worden wären.
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Sie ist ein Veranstaltungsort hochwertiger Vorträge,
Diskussionen und anderer kulturellen Ereignisse.
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Sie ist ein Weiterbildungszentrum mit dem Hauptthema
Ethik.
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Sie ist ein Ort der Ruhe und Entspannung, an dem man
Kraft schöpfen kann.
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Sie ist vor allem eins: ein Ort, an dem man sich von
Anfang an wohl fühlt.
Wenn wir uns jetzt noch das Altersspektrum der Brüder
ansehen: Welches könnten die Beweggründe sein, die im jeweiligen
Lebensabschnitt für einen Logenbesuch relevant sind?
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Jüngere Männer, um die 30 bis 35 Jahre, treibt
grösstenteils Neugier, und die Suche nach Beziehungen. Der Wille, etwas
zu bewegen und möglicherweise auch der Wunsch nach väterlicher
Freundschaft, spielen auch eine grosse Rolle.
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Männer im Alter zwischen 35 und 50 Jahren sind
ausgefüllt von Familie, Kindern, Beruf und Stress. Sie sehnen sich nach
einem Ort der Begegnung, nach Zeit, Musse und Ruhe.
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Männer im Alter von über 50 Jahren treibt meist für sie
immer wichtiger werdende Fragen nach dem Sinn des Lebens. Zu dieser
Frage möchte er in der Loge Antworten oder zumindest Hinweise finden.
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Nach 60 beginnt die Suche nach neuen Aufgaben, nach
neuen sozialen Beziehungen, nach Möglichkeiten weiter am aktiven Leben
teilzunehmen
Familie – Beruf – Loge – im Kontext
All diese Aspekte unter einen Hut zu bringen, wahrlich nicht
immer eine leichte Aufgabe. Kernpunkte des gesellschaftlichen Wandels sind
demnach in Bezug auf unser Thema:
Familie, Bedürfnisse der Familie und der Gesellschaft. Die
Gesellschaft stellt heute höhere Ansprüche an die Menschen als Teil der
Familie. Es entsteht Druck von Seiten der Gesellschaft aber auch von Seiten
der Familie per se.
Beruf, Bedürfnisse des Berufes: Die Arbeit und die
Arbeitszeit ist nicht mehr «verplant» und «geregelt». Sie richtet sich nach
den täglichen Bedürfnissen beziehungsweise nach Arbeitsanfall oder
Priorität. Neue Bedürfnisse seitens Gesellschaft und Konsumenten erfordern
einen Strukturwandel und ein Umdenken. So beispielsweise im Zusammenhang mit
Ladenöffnungszeiten. Anders gestaltete Öffnungszeit der Geschäfte, offen
auch am Abend, Sonntag oder 7 /24, das heisst während sieben Tagen über 24
Stunden. Alles ist im Wandel. Auch der Gegentrend, das heisst das Bestreben
zur Harmonisierung. Solche Bestrebungen zeigen sich beispielsweise im job
sharing, in flexibleren Arbeitsstellen zu 50%, 80 %, in Teilzeitjobs aber
auch über die Möglichkeit, via Computer gewisse Arbeiten von zu Hause
ausführen zu können.
Die Loge als Plattform, Pol und Perspektive: Die Loge soll
der ruhende Pol sein und damit ein Motivationsgrund die Loge zu besuchen.
Die Loge ist ein Ort der Besinnung, des Überdenkens der eigenen Tätigkeiten
und Handlungsweisen. Innerhalb der Loge spürt man, dass man mit diesen
Gedanken nicht allein ist, man spürt den gemeinsamen Willen, humanitär zu
denken und zu handeln. Das hilft diese Absichten im Alltag umzusetzen.
Von der Loge erfolgt eine Rückkoppelung auf den Freimaurer
persönlich, auf die Familie und auch auf den Beruf. Die Regelmässigkeit des
Logenbesuchs als Ort der Entspannung, Besinnung und Auseinandersetzung mit
nicht alltäglichen Themen nimmt dabei eine wichtige Stellung ein. Zwar weg
von der profanen Welt aber als Anregung mit dem Ziel, sein Tun gezielt und
respektvoll auf meine Umgebung, das heisst Familie, Gesellschaft und Beruf,
umzusetzen. Die Loge gibt die Werkzeuge, um persönlich umsichtiger und
bewusster zu leben und zu handeln.
Familie, Beruf und Loge bilde eine Einheit und leben neben-
und miteinander, ohne einander zu hindern. Im Gegenteil, um sich zu
ergänzen. Gerade bei als Antipoden betrachteten menschlichen Situationen
«Familie und Beruf» wird die Loge eine konstruktive und vermittelnde Rolle
übernehmen. Dies auch unter dem Aspekt des situativen Wandels der
Prioritäten innerhalb dieses Dreigestirns.