Dossier
«Die Papierform bleibt ein Bedürfnis»
Eine besonders enge Beziehung zur «Alpina» haben zwei Exponenten der SGLA: der Grossmeister und der Grossredner. Wir befragten sie im Hinblick darauf, wie sie das Heft erleben, welche Ziele sie mit ihm verbinden, wo sie Potential für die Zukunft sehen. Beide betonen: Die «Alpina» ist wichtig.
Thomas Müller
Die Sicht des Grossmeisters, Br\ Maurice Zahnd
S\ erw\ Grossmeister, lieber Br\ Maurice, wenn
wir die gesamte interne Kommunikation der SGLA anschauen –
welchen Stellenwert hat das Magazin «Alpina»?
Es gibt hier mehrere Kanäle. Da ist die
Grossbeamtenkonferenz. Hinzu kommen die
Abgeordnetenversammlung im Juni und der Gedankenaustausch
mit den Stuhlmeistern und den deputierten Meistern. Das
Magazin ist in meinen Augen ein wichtiger Teil unserer
Kommunikationskultur.
«Ich mische mich nicht ein, wo ein guter Job gemacht
wird.»
In welchem Verhältnis steht die interne
Kommunikation zur externen?
Beide sind wichtig. Unter den Grosslogen kommunizieren v. a.
die Grosskanzler. Bei der profanen Welt gilt es gezielte
Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, sich für Interviews zur
Verfügung zu stellen, Fragen nicht auszuweichen.
Wie hast du das Magazin im Lauf der Jahre erlebt?
Ich wurde 1986 aufgenommen. Damals und später waren die
Hefte interessant, aber es gab einen heiklen Punkt. Viele
Aufsätze waren maurerischen Inhalts, waren Höhenflüge, aber
vom sozialen Leben der Logen, vom Wirken einzelner Brüder
war kaum die Rede. Die Aufmachung fand ich im grossen Ganzen
gut; die heutige Form ist wohl ein Sublimat der früheren
Konzepte. Eine Bemerkung noch: Ich bin rein «blauer»
Freimaurer und damit kein Mitglied der Hochgrade. Ich war
beruflich sehr stark engagiert und wollte keine halben
Sachen machen. Aber ich werde auch als «Blauer» angesprochen
und erfahre etwas über die anderen Obödienzen.
Wie beurteilst du die heutige Form einerseits als
Grossmeister, andererseits als Bruder?
Da gibt es kaum Unterschiede. Als Grossmeister
nutze ich das Magazin ein Stück weit als Sprachrohr, z. B.
für die Worte zum Jahreswechsel. Als Bruder darf ich sagen,
dass ich glücklich bin mit der heutigen Form. Das Heft ist
ansprechend, vielseitig und gut aufgemacht. Und es wird, was
nicht einfach ist, weitgehend den Sprachregionen gerecht.
Mir gefällt die Vielzahl von Rubriken, allen voran das
Dossier mit dem jeweiligen Hauptthema. Insgesamt dürfen wir
stolz auf unser Magazin sein.
Darf ich nochmals auf dein Amt als Grossmeister
zurückkommen? Welche Rolle spielst du im Zusammenhang mit
dem Magazin?
Ich lasse die Leute, sprich: die Redaktoren,
machen. Sie haben mein Vertrauen. Wie früher in meinen
profanen Positionen mische ich mich dort, wo ein guter Job
gemacht wird, nicht ein. Das gilt übrigens auch für unser
Direktorium.
Was könnte noch verbessert werden?
Mir bedeuten die Porträts von Brüdern, die sich
karitativ engagieren, sehr viel. Wir dürfen ja zu dem
stehen, was wir an Gutem tun. In diesem Sinn sollte
regelmässig in der «Alpina» berichtet werden.
Eine Kritik, die immer wieder begegnet, betrifft
den Veranstaltungskalender am Ende des Hefts. Wie stehst du
zu diesem Thema?
Ich bin zufrieden mit der heutigen Form. Das Ganze
ist schlanker als vorher und weniger fehleranfällig. Und ich
habe ja die Arbeitskalender unseres Girons physisch in
unserer Loge vorliegen.
Wie siehst du die künftigen Stossrichtungen, z.
B. im Bezug auf eine elektronische Form des Magazins?
Ich befürworte eine elektronische Form – genauer
gesagt: eine zusätzliche Form als e-paper. Eine App für das
iPhone oder den iPad wäre toll. Da könnte man z. B. Videos
herunterladen, die zum Thema gehören. Ich denke, dass dies
gerade für unsere jüngeren Brüder eine geläufige Form der
Kommunikation ist. Aber das wird eine physische Form des
Magazins nie ersetzen können. Diese steht für Exklusivität,
Gediegenheit, Charme. Deshalb werde ich im Herbst das
Grossbeamtenkollegium, die Stuhlmeister und die deputierten
Meister fragen, wie sie das sehen. Ich will mich vor nichts
verschliessen: das Eine tun und das Andere nicht lassen. Und
ich gestehe: Da bin ich halt «old fashioned».
Ein leidiges Thema im Zusammenhang mit der «Alpina»
sind die Finanzen. Wie beurteilst du die Lage?
Die Finanzen sind für die gesamte SGLA ein Problem.
Beim Magazin lässt sich vielleicht bei einzelnen Posten, z.
B. der Druckerei, ohne Qualitätseinbusse Geld einsparen. Für
mich käme es problemlos in Frage, wenn das möglich ist, zwei
Seiten mehr Werbung ins Magazin aufzunehmen. Eine Erhöhung
des Mitgliederbeitrags kommt aber zum heutigen Zeitpunkt
nicht in Frage. Die Sicht des Grossredners, Br\ Max Schmid
S\ erw\ Grossredner, lieber Br\ Max, welche
Zusammensetzung und welche Aufgaben hat die
Kommunikationskommission (KOMKO)?
Zusammensetzung und Pflichtenheft der KOMKO sind
reglementarisch festgehalten. Sie untersteht dem
Grossbeamtenkollegium (GBK) und umfasst drei bis fünf
ehrenamtliche Mitglieder. Die Brüder in der neuen
Zusammensetzung der KOMKO werden am 18. Oktober durch das
GBK gewählt. Die Kommission tagt mindestens acht mal im
Jahr. Dabei nehmen die Redaktoren der «Alpina» regelmässig
teil, sind aber nicht stimmberechtigt. Die Amtsdauer beträgt
vier Jahre. Die KOMKO ist letztverantwortlich für die
Internetbelange, die Öffentlichkeitsarbeit, das Magazin «Alpina»
sowie Fragen der Wohltätigkeit.
Welchen Hintergrund im Zusammenhang mit
Kommunikation bringst du mit?
Ich bin Zahnarzt gewesen, bin aber immer wieder mit
Fragen der Kommunikation in Berührung gekommen. So habe ich
im Jahr 2011 im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wertvolle
Erfahrungen sammeln können. Meine Loge «Brudertreue» im
Orient Aarau feierte ihr 200jähriges Bestehen. Wir gaben ein
Buch heraus, das über die Maurerkreise hinaus grossen
Anklang fand. Und wir führten drei Monate lang jeweils drei
Abende der offenen Tür durch. Ich verfasste ein
zwanzigminütiges Ritual, das von Radiosprechern umgesetzt
wurde. Es kamen auch viele Frauen, die Fragen stellten. Und
wir konnten in der Folge rund zehn neue Brüder aufnehmen.
Heute führen wir jährlich eine öffentliche Veranstaltung
durch, meist ein Konzert. Hinzu kommt jedes dritte Jahr ein
Informationsabend.
Wie wird dein Führungsstil aussehen?
Ich werde ein Team um mich haben, mit dem ich eng
zusammenarbeiten will. Und im Hinblick auf all die
Verantwortungsbereiche – also auch auf das Magazin –
verstehe ich mich als Koordinator. Wie ich mir das Ganze
konkret vorstelle, werde ich in der KOMKO- Sitzung vom 2.
Oktober präsentieren.
Wie ist die interne Kommunikation innerhalb der
SGLA abgedeckt? Und wie die externe?
Der internen dient selbstverständlich unser
Magazin. Hinzu kommen die Treffen innerhalb der Girons. In
meinem sehen wir uns zweimal im Jahr und haben einen
«Wanderhammer », der über Logenbesuche seine Tour durch den
Giron macht. Wichtig sind auch die verfassungsmässig
festgelegte Kommunikation zwischen den Logen und der SGLA
durch die deputierten Meister sowie die Versammlungen der
Abgeordneten und der Stuhl- und deputierten Meister. Zentral
ist bei der externen Kommunikation, dass wir nicht defensiv
sagen, was wir nicht sind, sondern unser Wirken positiv
fassbar machen. Das spricht keineswegs gegen die
Geheimhaltung, zu der wir uns verpflichten.
Welches Bild vom Magazin «Alpina » hast du als
Grossredner und welches als Bruder?
Für mich als Grossredner sind die Finanzen leider
ein Hauptanliegen. Mein Vorgänger hat mit seiner Kommission
wertvolle Arbeit geleistet, aber wir müssen dranbleiben. Ein
anderer Aspekt ist die Form, in der das Magazin erscheint.
In meinen Augen bleibt die Papierausgabe ein Bedürfnis. Zu
mir als Bruder: Ich wurde 1985 aufgenommen und war bis vor
Kurzem von der Aufmachung des Magazins selten begeistert.
Das Problem der Mehrsprachigkeit ist noch nicht ideal
gelöst. Als Deutschschweizer finde ich es schade, dass das
Editorial nicht dreisprachig erscheint. Hinzu kommt der
fehlende Veranstaltungskalender, der mir nicht mehr auf
Anhieb die Informationen liefert, die ich für die Auswahl
eines Logenbesuchs benötige.
Welche künftigen Stossrichtungen siehst du für
das Magazin?
Das Magazin hat einen grossen Stellenwert. Es geht
darum, ein weitgehend befriedigendes Produkt herauszugeben
mit einer Vielfalt von Beiträgen aus dem Alltag der Logen,
und es müssen wie gesagt die Finanzen stimmen. Eine Erhöhung
der Mitgliederbeiträge wäre in meinen Augen aber ein allzu
sensibles Politikum. Daher suchen wir den Weg über Inserate
aus dem Fundus der Brüder. Da appelliere ich an die
brüderliche Solidarität. Ich bin zuversichtlich, dass wir
mit unserem Magazin personell und materiell auf einem guten
Weg sind.