Alpina 1/2000
Gedanken zum neuen Jahrhundert aus der Sicht der Freimaurerei: ein wohl
zu anspruchsvolles Thema. Natürlich gibt der 1. Januar 2000 dazu Anlass,
sich Gedanken über unsere Zukunft zu machen. Das war vor tausend Jahren
nicht anders. Aber wie die Erfahrung zeigt, sind alle diese Prophezeiungen,
der ganze Hokuspokus mit den Voraussagen vielfach leeres Geschwätz. Die
reale Entwicklung wird auch die kühnsten Voraussagen übertreffen. Erstens
kommt es anders und zweitens als man denkt, schrieb schon Wilhelm Busch. Wenn wir gleichwohl versuchen,
Gedanken zum neuen Jahrhundert zu machen, geschieht es aus freimaurerischer
Sicht deshalb, weil wir daran glauben, dass die Freimaurerei auch in einer
sich stetig wandelnden Welt eine Aufgabe zu erfüllen hat. Freimaurerei hat
auch in einem technisierten und vollautomatisierten Zeitalter ihren Platz.
Ihr Ziel, den Menschen zu veredeln, indem man ihn dazu bringt, an sich
selbst zu arbeiten, wird in der Zeit der Globalisierung noch viel wichtiger
und bedeutungsvoller. So sind denn die Gedanken, die von Brüdern in dieser
Nummer der Alpina geäussert werden, eher auf Moll gestimmt. Auch unser
Grossmeister tönt es in seiner Grussbotschaft zum Jahreswechsel an. Wir
müssen uns auf unsere geistigen Werte besinnen und sie vermehrt in dieser
Gesellschaft zur Darstellung bringen. Das nächste Jahrhundert muss
spirituell werden, spiritueller als das eben zu Ende gegangene. Nur so
können wir den Mächten begegnen, die das Materielle in den Vordergrund
rücken und von einer spirituellen Welt nichts halten. Wir Freimaurer können
die Welt nicht verändern. Aber wenn jeder von uns an sich selbst arbeitet,
um die Welt ein kleines Stücklein weiser und besser werden zu lassen, haben
wir bereits viel erreicht.
Alfred Messerli
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