Alpina 11/2000
Die Quellen des europäischen Humanismus, so lautet das Thema der
Novembernummer unserer Freimaurer-Revue Alpina. Ein schwieriges Thema, das
zunehmend schwieriger wurde, je mehr man sich mit ihm beschäftigte. Die zwei
Autoren in deutscher Sprache, Charles Hummel und Jacques Laager, orten die
Wurzel des Humanismus vor allem in der italienischen Renaissance. Eine
Wurzel des Humanismus ist aber auch nördlich der Alpen anzusiedeln. Der grösste der nördlichen
Humanisten war Erasmus von Rotterdam (1466—1536). Beide Eltern starben vor
seinem 20. Altersjahr. Das war der Grund, dass er zuerst in klösterliche
Schulen gesteckt wurde. Gegen Ende des Jahres 1499 ging Erasmus nach
England, wo er Thomas Morus (1478—1535), den hervorragenden Humanisten
Englands, traf. Nach seiner Rückkehr studierte er das Griechische. 1506
besuchte er Italien und machte seinen Doktor in Turin. 1516 veröffentlichte
er die erste gedruckte Ausgabe des griechischen Neuen Testamentes. Von
seinen Werken ist das Buch am besten bekannt, das er 1509 im Haus von Thomas
Morus schrieb. Den am längsten anhaltenden Einfluss übte Erasmus auf dem
Gebiet der Erziehung aus. Der Humanismus verdankt Erasmus ausserordentlich
viel, auf literarischem wie auch auf erzieherischem Gebiet. Deshalb
präsentieren wir Erasmus auf der gegenüberliegenden Seite, wie ihn Albrecht
Dürer gesehen hat.
Alfred Messerli
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