Alpina 8-9/2000

Freimaurerische Identität — was hat man sich darunter vorzustellen? Wir versuchen in dieser Doppelnummer für August/September eine Antwort auf diese Frage zu geben. Das kann keine umfassende, allgemeingültige Antwort sein. Verschiedene Logen haben sich mit diesem Studienthema befasst. Sie kommen nicht zu gleichen Schlüssen. Aber gerade das ist ja das Faszinierende an der Freimaurerei. Jeder interpretiert sie etwas anders. Jeder hat zur Freimaurerei sein ganz persönliches Bild einer Weltanschauung, die vor allem dem einzelnen Freimaurer etwas bedeutet, ihm etwas gibt und ihm auch auf seinem Lebensweg weiterhilft. Wir versuchen den Begriff freimaurerische Identität aus verschiedener Sicht anzugehen. Deshalb kommen auch verschiedene Brüder und Logen zu Wort. Wohl wissend, dass es nie eine Übereinstimmung geben wird.

Freimaurerische Identität ist eine Art Standortbestimmung. Wo stehen wir, wo stehe ich als Freimaurer in der heutigen schwierigen Zeit? Heisst freimaurerische Identität nur das Arbeiten an sich selbst, das Bemühen um Selbstvervollkommnung? Dazu gehört auch die Auffassung, dass wir weder eine politische noch eine religiöse noch eine karitative Gruppierung sind. Deshalb auch die Auffassung einiger Brüder, dass ein Brief an den Bundespräsidenten Adolf Ogi, in dem die Grossloge versichert, dass sie treu zum Vaterland steht, keinen Platz habe in der Freimaurerei.

Oder bedeutet die Freimaurerei doch mehr, als ein wertvolles Erbe zu verwalten und weiterzugeben, das zeitlos gültig ist?

Freimaurerei ist tatsächlich mehr. Sie will einerseits die innere Stärke fördern, die des einzelnen wie des Bundes, aber sie ist zugleich der Auffassung, dass wir auch hinausgehen, dass wir unsere Grundsätze auch im alltäglichen Leben zum Tragen bringen müssen. Diese Nummer der Alpina will nichts anderes, als jeden einzelnen zum Denken anzuregen. Welches ist Deine persönliche freimaurerische Identität?

Alfred Messerli

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