Alpina 2/2001
Wir versuchen mit dieser Nummer dem Odd-Fellows-Orden gerecht zu werden
und den Lesern zu zeigen, was der Unabhängige Orden der Odd Fellows
überhaupt ist und welche Ziele er anstrebt. Dadurch, dass Odd Fellows zum
Thema des Monats Februar erhoben worden ist, haben sich verschiedene
Freimaurerlogen mit dem Thema befasst. Es fanden gegenseitige Besuche und
Vorträge statt, damit man sich besser kennenlernen kann. Dabei geht es nicht
etwa darum, eine Verbrüderung oder gar eine Verschmelzung herbeizuführen,
sondern in aller Achtung vor der Arbeit des andern in gewissen Punkten
zusammenzuarbeiten. Das ist auch heute
schon der Fall. Freimaurerlogen geniessen Gastrecht für ihre Tempelarbeit
bei einer Odd-Fellows-Loge, und auch umgekehrt. Das neueste Beispiel ist die
Loge «Weg zur Wahrheit», die nun in den Räumlichkeiten der Rosenstadt-Loge
der Odd Fellows Rapperswil in Kempraten arbeitet. Zusammenarbeit,
beispielsweise auf humanitärem Gebiet, ist ebenfalls denkbar. Und nur am
Rande sei angemerkt, dass auf dem Gebiet der Wohltätigkeit die Freimaurer in
der Schweiz von den Odd Fellows noch lernen könnten. Ein zweites
Schwerpunktthema dieser Nummer ist die Verleihung des Jonas Furrer-Preises,
die zum zweiten mal stattfand. Sie ist ein gutes Beispiel für freimaurerische
humanitäre Tätigkeit in aller Öffentlichkeit. Und mir klingt immer noch der
Satz der Preisträgerin, Lea Wyler, in den Ohren, die in ihrer Ansprache
ausführte: «Ein christlicher Männerbund gibt einer jüdischen Frau für ihre
buddhistischen Kinder diesen Preis.»
Es sei ungewöhnlich, sagte die Preisträgerin, dass die Freimaurer gerade
ihr diesen Preis verleihen. – Ist das so ungewöhnlich? Im Sinne unseres
Toleranzgedankens finde ich dies ein schönes Beispiel. Denn auch Lea Wyler
weiss, dass kein Frieden unter den Nationen und den Menschen entstehen kann
ohne einen Frieden unter den Religionen.
Alfred Messerli
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