Alpina 3/2005
Die Wurzeln der Freimaurerei – oder sollte man besser sagen, die Quellen
der Freimaurerei? – ist ein fast unerschöpfliches Thema. Unser Bruder Roland
Müller h at sich dahinter gesetzt und versucht, möglichst viele Quellen
zusammen zu tragen. Er war selbst überrascht, auf welch grosses Material er
gestossen ist. Und bald einmal hat er gesehen, dass sein Text den Umfang
einer Nummer übersteigen würde. Deshalb schlug er vor, das Thema auf vier
Nummern der Alpina zu verteilen. In der heutigen Nummer breitet er die
Legenden der Königlichen Kunst aus, vor allem die phantastische
Vorgeschichte.Mit Recht weist er einleitend darauf hin, dass die Freimaurerei, wie alle
geistigen Bewegungen der Menschheit, das Ergebnis eines Synkretismus ist,
eines Zusammenfliessens wirtschaftlicher, politischer und ideologischer
Triebkräfte, die sich in einer gewissen historischen Situation zu einer
mächtigen, tragfähigen Bewegung vereinigten. Nicht ganz ernst zu nehmen
ist die Zusammenstellung von Roland Müller über die legendären Grossmeister
der Freimaurerei. Lange habe ich überlegt, ob es opportun sei, diese Liste
zu veröffentlichen. Ob sie nicht einfach Verwirrung stifte. Aber ich glaube,
dass die Brüder diese Zusammenstellung zu würdigen und richtig einzuordnen
wissen. Sie enthält die sechs Grossmeister, die James Anderson in seiner
«Geschichte der Freimaurerei» auflistet, aber auch 38 legendäre Grossmeister
aus diversen freimaurerischen Quellen, von Erzengel Michael und Noah über
König Artus und Gottfried de Bouillon bis zu König Jakob II. von England und
Sir Christopher Wren. (Siehe Kasten Seite 84) Im zweiten Teil befasst sich
der Autor dann mit den realen Wurzeln der Freimaurerei im Bauwesen, wobei
auch viele andere Strömungen und Richtungen als Inspiration namhaft gemacht
und diskutiert werden.
Der dritte Teil dieser ausserordentlichen Arbeit befasst sich sodann mit
den neuesten Strömungen innerhalb der Freimaurerei ab 1717, aber auch mit
der Herkunft der Symbole, Zeichen und Rituale. Der vierte Teil schliesslich
sucht speziell nach den Ursprüngen der Symbole Zirkel und Winkelmass. Ich
bin mir bewusst, dass dies keine leichte Lektüre sein wird. Schon wegen der
vielen Zitate und Quellenhinweise. Dem Autor ging es aber vor allem darum,
jeweils die genaue Quelle anzugeben, aus der er selber geschöpft hat.
In dieser Nummer bringen wir zudem ein Portrait von Henry Dunant, das ein
Basler Bruder verfasst hat. Auch er glaubt, dass Dunant kein Freimaurer war.
Wir haben keine Dokumente gefunden, die Henry Dunant eindeutig als
Freimaurer bezeichnen. Deshalb stellen wir ihn als «Maurer ohne Schurz» vor.
Und schliesslich folgt im Magazin noch ein kleiner Artikel über den Hasen
und wie er in die Symbolik der Freimaurerei geraten ist. Im Hinblick auf die
kommende Osterzeit ein aktuelles Thema.
Alfred Messerli |