Was verstehen wir unter Glücksgefühl?
(Alpina 1/2009)
Nun ist sie fertig; die neue ALPINA – zum Glück,
denke ich mir leise. Nach langer Zeit des
Entwickelns, Entwerfens und Verwerfens liegt sie nun
vor. Es trifft sich wahrlich gut, dass das
Studienthema dieser ersten Nummer ausgerechnet dem
«Glück» gewidmet ist: Man wünscht sich zum
Neujahrsbeginn bekanntlich alles Gute und viel
Glück; auch wir von der ALPINA-Redaktion wünschen
uns einen glücklichen Start mit unserer neuen Revue.
Was passte da besser als Titelblatt als ein
symbolhaftes vierblättriges Kleeblatt! «Glück» als
Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens, ist
jedoch ein sehr vielschichtiger Begriff, der vom
puren Zufall (Fortuna) über das Glück des Tüchtigen
(Felicitas) bis hin zu anhaltender Glückseligkeit (Beatitudo)
reicht.
Das Streben nach Glück im Sinne eines originären
individuellen Freiheitsrechtes (Pursuit of Happiness)
hat sogar Eingang gefunden in die
Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von
Amerika. Das Wort «Glück» kommt vom
mittelniederdeutschen «gelucke» (ab 12. Jahrhundert)
bzw. dem mittelhochdeutschen «gelücke». Es bedeutete
eine «Art, wie etwas endet». Glück war demnach der
günstige Ausgang eines Ereignisses. Voraussetzung
für den «Beglückten» sind heute gemäss Ergebnissen
von Forschungen weder Reichtum oder Schönheit noch
ein bestimmtes Talent. Der Volksmund jedoch
behauptet, dass jeder einzelne «seines Glückes
Schmied» sei. Die Biochemie lehrt uns, dass
Glücksempfindungen nachweislich durch Endorphine
sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin
beeinflusst werden. Das Gehirn setzt diese
Botenstoffe bei unterschiedlichen Aktivitäten frei,
zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme, beim
Geschlechtsverkehr oder beim Sport. Der
Glücksbegriff kommt jedoch nicht nur in den
Sprachwissenschaften oder der Biochemie vor. Von
besonderer Bedeutung ist die interdisziplinäre und
heutzutage sehr populäre Glücksforschung. Zu
erwähnen sei hier Matthias Binswangers «Tretmühlen
des Glücks» oder die zahlreichen Studien von Prof.
Bruno Frey von der Uni Zürich. Als ersten Schritt im
Streben nach Glück betrachtet der Dalai Lama das
Lernen. Dabei bedürfe es einer Vielfalt von
Vorgehensweisen und Methoden, um negative
Geisteszustände wie Hass, Eifersucht und Zorn durch
geeignete Übungen mit der Zeit zu überwinden. In
diesem Sinne wünschen wir euch viel Glück fürs
kommende Jahr!
Adrian Bayard
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