Die Symbolik des Sterns
(Alpina 2/2013)

Wann hattest Du das letzte Mal Deine ganz persönliche Sternstunde? Was war da? Sicherlich etwas, was nicht alltäglich war; etwas, was Du Dir vorher wohl kaum zugetraut hättest. Deshalb nennt man sie auch Sternstunde. Aber weshalb? Warum nicht «göttlicher Moment», oder «Newtonscher Einfall », oder «Bill-Gates-Eingebung»? Nein. Die Dimensionen, die mit den Sternen einher gehen, sind für unser gemeine Vorstellungsvermögen dermassen unfassbar, dass wir Sterne und ihre Grössen und Bezüge intellektuell in eine Blackbox räumen. Sich mit einem Stern zu vergleichen ist - meiner bisherigen Erkenntnis und Erfahrung zufolge – noch niemandem in den Sinn gekommen –geschweige denn gelungen. Es ist unerreichbar. Menschen und Tiere zu klonen schon eher. Andere Menschen - viele Menschen - umzubringen aus Habgier, das auch. Aber nicht, ein Stern zu sein. Sterne sind friedfertig. Wir nicht. Was zeichnet überhaupt einen Stern aus? Er ordnet. In oben und unten; in gestern und heute. Sterne sind Referenzpunkte und stellen eine Hierarchie her. Mit Hilfe von Sternen kann man navigieren. Ein Stern leuchtet. Auch in der Finsternis – Nein, liebe Brüder! Gerade in der tiefsten Finsternis leuchten Sterne am hellsten! Wer schon einmal in der Wüste übernachtet hat, weiss, wovon ich spreche. Mit Sternenkonstellationen versucht man die Zukunft zu deuten; man befragt die Sterne. Weil sie nicht korrupt sind. Sie sind und bleiben - so lange sie sind. Bei uns in der Freimaurerei bedeutet der Flammende Stern die maurerische Initiation, den menschlichen Geist in seiner strahlenden Fülle. «Die Strahlen dieses Sterns erwärmen unsere Herzen, beleben unsere Seele und erleuchten unseren Verstand» Alec Mellor, Handbuch der Freimaurerei, S. 356). Das Sternensymbol, das Pentagramm, ist für uns auch deshalb so bedeutungsvoll, weil es zehn Schnittpunkte darauf gibt, welche die Seiten im Goldenen Schnitt teilen.

Wir sollten mit unserer Absicht, stets und stetig an uns zu arbeiten und das Edle und Hohe zu schützen sowie das Niedere zum Edlen zu erziehen, ebenfalls so eine Art Mikro-Stern für unsere Umwelt sein, indem wir mit gutem Beispiel voran gehen - nicht missionarisch, sondern aus Überzeugung fürs Schöne und die Wahrheit. Denn Sterne leuchten vor allem in der Finsternis am hellsten.

Adrian Bayard 

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