Anti-Masonismus
(Alpina 11/2014)
Der Anti-Masonismus ist zurückgekehrt. Überall
verbreiten sich Angriffe auf jene, die Leo Taxil in
seinem Streich des 19. Jahrhunderts die
"Drei-Punkte-Brüder" genannt hat. Im Internet, bei
gewissen Veranstaltungen, in zweifelhaften Graffitis
hat der Hass, den man im Müll der Geschichte gewähnt
hat, seinen neuen Auftritt, begleitet von
Beschimpfungen und Zoten.
Das Phänomen ist noch beunruhigender als in der
Vergangenheit. Es erstaunt nicht, dass eine
revanchistische Rechte ihre Angriffe gegen das
reitet, was sie als jüdisch-freimaurerisch
bezeichnet, und dabei auf Aktionen der dreissiger
Jahre zurückgreift. Wenig überraschend also, dass
rassistische und ultranationalistische Thesen sich
in einem zugleich antidemokratischen, anti-masonischen
und antisemitischen Antiparlamentarismus
niederschlagen. Nein, alarmierend ist heute, dass
dieser Avatar des "traditionellen" Extremismus neue
Verbündete gefunden hat. Um nur ein Beispiel aus der
Politik zu nennen: Man fühlt sich vor den Kopf
gestossen durch die Erklärungen einer bestimmten
Linken – Trotzkis Manen regen sich wieder.
Schwerwiegender noch: Das Publikum, das sich die
Sache zu eigen macht, ist jung. Sehr jung. Unwissend
betreffend die Vergangenheit, systematisch zur
Vermengung von allem und jedem geführt, richten sich
diese Leute nach dem "Da Vinci Code" und vermengen
Illuminati, Freimaurer, Demokraten, Verteidiger der
Menschenrechte und satanische Sekten zu einem
himmeltraurigen Mischmasch. Nun scheint es
illusorisch, diese bösartige Dummheit mit einem
Appell zu Vernunft und Dialog zu bekämpfen. Gewohnt,
auf "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht" hin
befragt zu werden, hat ein Grossteil der Generation
Facebook bequeme Sündenböcke für ihre
Unzufriedenheit gefunden. Darauf zu antworten
scheint, immerhin heute, der Quadratur des Kreises
gleichzukommen.
Pierre-Alexandre Joye (Übersetzung T. M.)
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