Freimaurerei und Humori
(Alpina 03/2016)

Wenn es um Humor geht, gibt es bekanntlich geteilte Meinungen. Doch sollte man sich bewusst sein, um welche Form es sich handelt. Die schiere Blödelei hat sich als comedy in TV-Formaten, Auftritten in Saalsporthallen und in Büchern breit gemacht. So verdient eine junge Dame mit ihrem Titel «Darme mit Charme» viel Geld. Das soll aber nicht dazu verleiten, den Humor pauschal zu verurteilen. Vielmehr ist er eine grundmenschliche und letztlich ernsthafte Sache. Das Lachen bringt Spiel in die Dinge. So kann man mit Humor heikle Situationen entschärfen. Man kann mit dem politischen Witz den Irrsinn von Diktaturen anprangern und seiner Wut freien Lauf lassen. Zudem bringt er die Menschen näher zusammen. Der Hofnarr darf als einziger die Dinge beim Namen nennen – und ist damit, auch wenn er nicht immer auf eitel Freude stösst, unersetzbar. Der Humor kann gar ein Instrument der Erkenntnis sein, indem eine Pointe komplexe Angelegenheiten auf den Punkt bringt.

Und wir Freimaurer? Nicht wenige Komiker und Satiriker aus Literatur, Film und Kunst stammen aus den Kolonnen. Kurt Tucholsky, Charly Chaplin und William Hogarth sind bekannte Beispiele. Die königliche Kunst und ihre Vertreter können aber auch auf die Schippe genommen werden, so in Maurerwitzen und Satiren wie den «Wüstensöhnen » von Stan Laurel und (dem Freimaurer) Oliver Hardy. Der Bruder, der sich die Selbstvervollkommnung zum Ziel setzt, erfährt immer wieder die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität. Da ist eine gesunde Selbstironie durchaus am Platz. Über sich selbst zu lachen macht nicht lächerlich. Nein, es bringt voran und adelt.

Thomas Müller

 

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