Die heutige Loge

Die Sarastro Loge wurde am 15. Mai 1969 von den Mitgliedern des Sarastro Masonic Clubs gegründet, welcher hier in Wien bereits seit 1961 existierte.

Die Loge ist einzigartig, da sie zwar gemäß der österreichischen Verfassung konstituiert wurde, aber dennoch das Recht erhielt, sowohl nach dem englischen Emulation Ritual als auch nach dem amerikanischen „New York“ Ritual zu arbeiten, da sich zu jener Zeit so viele englisch-sprachige Expatriots in Wien aufhielten.

Sarastro ist Mitglied der Österreichischen Großloge und empfängt oft Gäste anderer deutsch sprechender Logen und weiterer anerkannter Konstitution.

 

Geschichte der Sarastro Loge

Die ursprüngliche Sarastro Loge wurde 1932, in der allzu kurzen Periode des Lichts (Friedens) zwischen zwei Kriegen, gegründet. Die heutige Loge besitzt sogar noch eines der original Freimaurer Bijou.

Als die Gründer des Masonic Clubs, der in den Nachkriegsjahren aktiv war, von der wiedereingesetzten Großloge von Österreich die Erlaubnis erhielten, eine reguläre Loge zu gründen, waren sie sich der Bedeutung des gewählten Namens „Sarastro“ nicht sofort bewusst. Ihre Namenswahl entstand in erster Linie aus ihrer Verehrung für ihren Bruder W.A. Mozart und seiner Oper „Die Zauberflöte“. Seit unser geschätzter Bruder Günter Kodeck die beiden Bände „Zwischen verboten und erlaubt“, der sich mit der Geschichte der Grenzlogen in den Zeit zwischen den beiden Weltkriegen beschäftigt, und „Unsere Bausteine sind die Menschen“ publiziert hat, gibt es wesentlich mehr Informationen zu diesem Zeitabschnitt.

Die Mutterloge von Sarastro hieß „Die Treue“ und war eine der Grenzlogen, die im späten 19. Jahrhundert etabliert wurden, nachdem das Österreichisch-Ungarische Abkommen von 1867 der Ungarischen Freimaurerei zu einer Blütezeit verhalf, diese jedoch nicht in Österreich gestattete, obwohl beide Länder von einem Herrscher regiert wurden. Zu jener Zeit war der Teil Österreichs, der heute als Burgenland bekannt ist, noch Teil Ungarns und somit mussten viele der Brüder für ihre rituelle Arbeit noch mittels der von Pferden gezogenen Tram von Wien nach Pressburg (Bratislava) fahren.

„Die Treue“ wurde offiziell im April 1889 unter der Symbolischen Großloge von Ungarn gegründet. 1899 folgte hier in Wien die Gründung einer offiziellen, nicht politischen Gesellschaft; ein Heim für misshandelte Kinder, wobei jedes Kind einen Bruder der Loge als persönlichen Vormund erhielt. Im Oktober 1900 arbeitete „Die Treue“ mit mehreren Logen in der Dorotheergasse 12 in Wien zusammen. Im Jahre 1913 verließen 19 Mitglieder die Loge und gründeten eine neue Loge namens „Gleichheit“. „Die Treue“ war auch maßgeblich an der Errichtung der Wiener Großloge 1918 beteiligt und hielt ihr erstes Logentreffen am 11. Mai 1919 ab.

23 Brüder der „Treuen“ erhielten am 19. November 1932 von der Großloge die Erlaubnis, eine neue Loge namens „Sarastro“ zu konsekrieren.

Der erste Meister vom Stuhl der Sarastro Loge war ein Rechtsanwalt namens Dr. Rudolf Grünfeld. Bruder Grünfeld wurde am 9. November 1877 in Teschen, Schlesien (heute Teil von Polen) geboren und starb 1950 in London. Er war Mitglied mehrerer karitativer Organisationen und wurde am 12. Mai 1920 in die Loge „Die Treue“ initiiert und am 16. März 1923 in den Gesellengrad erhoben. Im Jahre 1926 wurde er zum Ersten Aufseher gewählt, von 1928 bis 1930 war er Meister vom Stuhl. 1933 schloss er sich der jungen „Sarastro“ an und wurde ihr erster Meister vom Stuhl. Zu jener Zeit traf sich die Loge im Tempel in der Annagasse 18, Wien.

In Anbetracht der Entwicklungen in Deutschland in jenem Jahr, kam es zu einem Massenaustritt aus den Logen. Viele Brueder bekundeten oeffentlich ihre Zugehoerigkeit zur Katholischen Kirche, waehrend viele juedische Brueder in der Hoffnung auf Rettung vor der nahenden Katastrophe konvertierten, leider jedoch vergebens.Natuerlich sahen nur die Pessimisten in :Oesterreich die ultimativen Zeichen der Zeit, obwohl wie wir alle wissen, die Nationalsozialisten bereits ihre Muskelnspielen liessen. Nichtsdestotrotz zaehlte Sarastro im Juni 1934 noch 23 Brueder. Der letzte die Loge betreffende Eintrag findet sich vom 28. Oktober 1937, als die Loge aus „wirtschaftlichen Gruenden“ in einen ruhenden Zustand versetzt wurde.

Was dann folgte wurde ja, traurigerweise, gut dokumentiert.

Mittels der Datenbank ueber „Oesterreichische Opfer des Holocaust“ und der „Gestapo Arrest Archive war es moeglich, den Verbleib vieler der urspruenglichen Sarastro Mitglieder nachzuverfolgen. Einige wurden von den Ereignissen vor und waehrend des Zeiten Weltkrieges ueberrollt, andere jedoch haben ueberlebt und waren in der Lage, so hoffen wir zumindest, die freimaurerischen Arbeitswerkzeuge wieder zur Hand zu nehmen.

Der Meister vom Stuhl,seine Beamten und die Brueder fuehlen sich geehrt, mit diesen Bruedern durch die die Freimaurerei (die Zunft) im Allgemeinen und die Sarastro Loge im Besonderen verbunden zu sein.