Alpina 1/2001
"Laizismus": Das wäre das Thema der Januarnummer der "Alpina" gewesen. Es
ist aber in dieser Nummer nur marginal vertreten. Marginal deshalb, weil
sich aus der deutschsprachigen Schweiz überhaupt keine Loge mit diesem Thema
befasst hat. Auch keiner der Brüder hat sich darüber Gedanken gemacht. Ganz
offensichtlich ist Laizismus in der deutschsprachigen Schweiz überhaupt kein
Thema. Man kennt das Wort kaum. Bei der Diskussion des Themas in einer
Zürcher Loge ergab sich die einhellige Meinung, dass die Forderung nach
Trennung von Kirche und Staat keine freimaurerische Forderung sein kann.
Etwas anders sieht es in Frankreich aus, wo sich Grosslogen für die Trennung
von Kirche und Staat stark machen. Anderson hat in seinen Alten Pflichten
keineswegs diese Forderung erhoben.Gemäss dem Internationalen
Freimaurerlexikon von Lennhoff und Posner, das soeben neu herausgekommen
ist, bearbeitet von Dieter A. Binder, entstand der Begriff "Laizismus" im
19. Jahrhundert in Frankreich und bezeichnet aus katholischer Sicht eine
grundlegend antiklerikale Haltung, eben beispielsweise die strikte Trennung
von Kirche und Staat. Vom Katholizismus wird die Freimaurerei als die
Hauptförderin des Laizismus, als die Trägerin einer reinen Diesseitskultur
angesehen. Soweit das Freimaurerlexikon. Ganz offensichtlich beschäftigt
sich die Bruderschaft kaum mit diesem Thema. Deshalb bringt dieses Heft zum
Teil andere Themen, über die es nachzudenken lohnt. Nun noch ein Wort zum
nebenstehenden ganzseitigen Kupferstich. Dieser befand sich im Besitz einer
vornehmen Neuenburger Familie. Neuenburg gehörte bekanntlich lange Zeit zum
Königreich Preussen und löste sich erst vor gut 150 Jahren aus der Obhut des
Preussenskönigs. Der Stich zeigt den preussischen Kronprinzen Friedrich.
Dieser war von der Freimaurerei nach anfänglichen Zweifeln begeistert und
hat sie auch später, als er König von Preussen war, unterstützt. Er selbst
wurde in der Nacht auf den 15. August 1738 in Braunschweig in die
Freimaurerei aufgenommen. Der Stich hat freimaurerischen Inhalt und stellt
ein Rätsel dar, wie es in dieser Zeit oftmals publiziert wurde. Wer
mithelfen kann, dieses Rätsel zu lösen, der soll sich bei der Redaktion
melden. Wir werden in einer der nächsten Nummern Antworten, Mutmassungen,
Hinweise und auch blosse Vermutungen gerne publizieren. Von wem darf ich
Post erwarten?
Alfred Messerli
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