Alpina 12/2001
«Symbolik bei Dante» ist das Thema der Dezembernummer. Wir haben Jacques
Laager, einen Kenner von Dantes «Göttlicher Komödie», gebeten, sich vertieft
mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Divina Commedia ist ein einzigartiges
Kunstwerk der Weltliteratur. In ihm verirrt sich der Dichter Dante Alighieri
im Labyrinth eines dunklen Waldes. Er durchschreitet das Tor, «wo jeder, der
hier eintritt, alle Hoffnungen fahren lassen muss».
Damit begann vor 700 Jahren eine der berühmten Reisen der Weltliteratur:
Dantes Commedia, von Bewunderern bald La Divina Commedia genannt. Sie
schildert die imaginäre Wanderung des Erzählers durch drei Reiche des
Jenseits:
Hölle, Fegefeuer und Paradies. Bei aller
Allgemeingültigkeit stellt sie aber auch eine Abrechnung Dantes mit der
eigenen Zeit dar, geprägt von Kriegen, Korruption und dem Wunsch nach
Erneuerung. Zunächst begleitet vom römischen Dichter Vergil, dann von seiner
Jugendliebe Beatrice als Idealfigur göttlicher Weisheit, durchwandert der
Erzähler die Abgründe der Hölle, erklimmt den Berg der Läuterung und erfährt
schliesslich die göttliche Gnade in Form ewigen Lichtes.
Warum übt diese Dichtung 700 Jahre später noch eine
solche Faszination auf jeden Leser aus? Weil sie auch heute noch aktuell
ist, weil eigentlich nur die Namen der in der Hölle Schmorenden
ausgewechselt werden müssten und die Dichtung wäre topaktuell. Und für uns
Freimaurer ist es die Lichtsymbolik, die im Werk Dantes eine entscheidende
Rolle spielt. Das Licht, das man ein Leben lang sucht und das man erst am
Lebensende in voller Kraft leuchten sieht.
Alfred Messerli
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