Alpina 3/2001
Wir schreiben es zwar in jeder Ausgabe unserer Freimaurer Revue "Alpina",
und trotzdem wird es immer wieder übersehen: Die Artikel, die wir
veröffentlichen, sind nicht etwa die offizielle Meinung oder eine offizielle
Stellungnahme der Schweizerischen Grossloge Alpina. Die Autoren sind für
ihre Beiträge selbst verantwortlich und geben ihre persönliche Meinung
wieder. Diese Feststellung an dieser Stelle zu wiederholen dünkt uns eine
Pflicht. Das Thema "Fundamentalismus", das in der Märznummer behandelt wird,
ist ein heikles Thema. Und vor allem kann es nicht von der Politik getrennt
werden.Es gibt den religiösen
Fundamentalismus, der sich anmasst, seine Sicht der Dinge auch im Staat,
also in der Politik, durchzusetzen. Oder wie es von Fundamentalisten immer
wieder behauptet wird, Staat und Religion seien das gleiche. Wir
Freimaurer lehnen jegliches Dogma ab. Und damit kommen wir mit dem
Fundamentalismus bereits in Konflikt. Und wenn wir sagen, wir halten die
Gedanken-, die Religions- und die Gewissensfreiheit für das Höchste und
betrachten dies als unverletzliches Gut eines jeden Menschen, müssen wir
unweigerlich mit den Fundamentalisten auf Konfrontationskurs gehen. Das ist
auch der Grund, weshalb in einem fundamentalistischen Staat die Freimaurerei
nicht zugelassen ist. In diktatorisch regierten Staaten kennt man die
Freimaurerei ebenfalls nicht. Die einzige Ausnahme bildet vermutlich der von
Fidel Castro beherrschte Inselstaat Kuba.
Und noch etwas muss in diesem Zusammenhang klar gestellt sein: Die
kritische Haltung gegenüber dem Fundamentalismus hat nichts mit der
entsprechenden Religion zu tun. Wir Freimaurer achten jede ehrliche
religiöse Überzeugung. Bei uns können nicht nur Christen, sondern auch Juden
und Mohammedaner Mitglied werden. Es gibt Logen, die jeweils auf dem Altar
neben der Bibel auch den Koran und den Talmud auflegen, um zu zeigen, dass
sie Männer von verschiedenen religiösen Bekenntnissen als Mitglied
aufnehmen.
Dem Fundamentalismus können wir Freimaurer nur die Toleranz
entgegensetzen. Wir glauben an eine Welt, in der jeder Mensch das denken und
glauben kann, was er für richtig hält. Und wir glauben daran, dass Toleranz
bei jedem einzelnen Menschen beginnen muss. Und deshalb hoffen wir, dass wir
im neuen Jahrhundert mit der Toleranz die Intoleranz überwinden können.
Alfred Messerli
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