Alpina 6-7/2001
Die Freimaurerei hat verschiedene Wurzeln. Eine davon ist sicher auch die
ägyptische Mythologie mit ihren Einweihungsriten. Diesen Wurzeln soll in
diesem Heft nachgegangen werden.
Der "Graf von Cagliostro" wie sich Josef Balsamo nannte, ist eine
schillernde Figur. Aber er war es, der das ägyptische Moment in die
Freimaurerei einbrachte. Er begründete den ägyptischen Ritus. An
verschiedenen Orten rief er Freimaurerlogen ins Leben, die nach diesem Ritus
arbeiteten. Auch in Basel gründete er eine
Ägyptische Loge und erregte durch Wunderkuren gewaltiges Aufsehen. Ein
Skandal, den seine Frau verursachte, die seiner satt war, verschlug ihn nach
Biel, wo er als Arzt grossen Zulauf hatte. In seinem ägyptischen Ritus
hatten auch die Frauen Platz. Die ägyptische Maurerei hat sich innerhalb
des Freimaurerbundes bis heute in irgendeiner Form erhalten. Einzelne Logen
betonen in ihren Ritualen das ägyptische Moment, andere wiederum zeigen in
der Ausstattung ihrer Tempelräume, dass sie von der ägyptischen Mythologie
beeinflusst sind.
Der Gerechtigkeit halber muss man jedoch beifügen, dass dies innerhalb
des Maurerbundes nur eine verschwindend kleine Minorität ist. Andere
wiederum stellen die ägyptische Wurzel der Maurerei überhaupt in Frage. Der
Einfluss der ägyptischen Riten auf die Freimaurerei ist umstritten. Einzelne
Autoren sehen gewisse Parallelen und Einflüsse, andere wiederum lehnen die
ägyptischen Mysterien als eine der Grundlagen der Freimaurerei rundweg ab.
Wir versuchen in dieser Nummer die altägyptischen Mysterien darzustellen. Es
ist dann Sache eines jeden einzelnen Freimaurers darüber zu entscheiden, ob
er eine der Quellen der Freimaurerei am Nil suchen will.
Auch wenn man die These von der ägyptischen Wurzel ablehnt, heisst das
nicht, dass wir die alte ägyptische Kultur und ihren Mythus mit Isis und
Osiris nicht als grossartige kulturelle Leistung anerkennen.
Alfred Messerli
|