Alpina 12/2003
Das Himmelsgewölbe – ein besonderes Thema für die Dezembernummer unserer
Zeitschrift. Das Solstitium, der kürzeste Tag und die längste Nacht, fällt
praktisch zusammen mit unserer Winter-Johannisfeier, die Johannes dem
Evangelisten gewidmet ist. Das Himmelsgewölbe, was bedeutet dies für uns
Freimaurer?
Der Lehrling wird gefragt, welche Gestalt und welche Dimensionen die Loge
hat. Und hier die korrekte Antwort: Sie ist ein längliches rechtwinkliges
Viereck, von Osten bis Westen, zwischen Süden und Norden von der Erde bis
zum Himmel. Und als Erklärung dazu: Die Freimaurerei ist allgemein, sie
erstreckt sich über die ganze Erde.
Auf die Frage der Höhe und der Tiefe der Loge antwortet der Lehrling. Die
Höhe ist eine unzählbare Anzahl von Ellen. Und sie reicht von der Oberfläche
der Erde bis zu ihrem Mittelpunkt. Und womit ist die Loge bedeckt? Mit einer
himmelblauen Decke bestreut mit goldenen Sternen. Auf die Frage, weshalb er
so antworte, erklärt der Lehrling: «Um dadurch anzuzeigen, dass die
Freimaurer auf der ganzen Welt zerstreut gefunden werden». Und damit wären
wir beim Thema. Die Freimaurerloge ist nach den Himmelsgegenden orientiert.
Im Osten ist der Sitz des Meisters vom Stuhl, deshalb nennt man dies den
Orient der Loge. Der Eingang der Loge liegt im Westen. Dort befinden sich
auch die Aufseher. Der Redner ist meistens im Orient oder im Süden. In
manchen Systemen sitzt der Schriftführer im Norden.
Die Loge wird in den Ritualbüchern als ein Bild des Weltalls bezeichnet.
Sonne, Mond und Sterne zieren in bildlicher Darstellung den Himmel der Loge.
Ihnen wird symbolische Deutung zuteil: Die Sonne regiert den Tag, der Mond
die Nacht, der Meister vom Stuhl die Loge. Als symbolische Ausschmückung des
Tempels wird vielfach eine Siebenzahl von Sternen verwendet. In andern
Logen, wie auch auf dem Lindenhof in Zürich, wird auf der Decke der Loge ein
Ausschnitt aus dem Firmament mit den Sternen dargestellt.
Wir haben einen Kenner des Firmamentes, François Lombard, gebeten zu
diesem Thema einen Beitrag zu schreiben. Er ist prädestiniert, befasst es
sich doch seit Jahrzehnten mit der Astronomie und besitzt darüber nicht nur
ein grosses Wissen, sondern auch eine grosse stichwortartige Kartei, die zu
einem Lexikon der Astronomie werden soll. Eine ungeheure Aufgabe, die die
Kräfte eines Einzelnen fast übersteigt. Alfred Messerli |