Wert und Bedeutung unserer Arbeit
(Alpina 12/2013)
Der Ursprung des Wortes Arbeit geht vermutlich auf das lateinische Wort arvum: Ackerland zurück. Somit war also die physische Verrichtung von Aufgaben gemeint. Erst mit der Zeit, als der Mensch sich der Arbeitsteilung unterwarf, entstanden spezialisierte Berufe, und mit der Städtebildung entstanden auch nicht-physische Arbeiten. Dies kann man im alten Griechenland als auch im europäischen Frühmittelalter beobachten. Es brauchte immer eine materielle Basis, damit Wissenschaft und Philosophie entstehen konnte. Oder wie es Berthold Brecht zu sagen pflegte: «zuerst das Fressen und dann...». Analoges erkennt man auch in der Baukunst, wo wichtige Wurzeln unseres Denkens sind. Auch dort war zuerst die konkrete - die physische Maurerei, bevor sich daraus die spekulative Maurerei herausbildete. Aber auch unsere Arbeit in den Bauhütten können wir erst richtig angehen, wenn unsere Arbeit im profanen Leben verrichtet ist. Somit ist das Denken über gesellschaftliche und kulturelle Dinge erst möglich, wenn die Arbeit an sich selber stattgefunden hat. Dabei ist es nicht wichtig, ob sie fertig ist - denn sie wird nie fertig sein – sondern dass sie begonnen wurde. Das Denken und Erleben geht auf Erfahren und Machen zurück, fusst dort und kann so erst wachsen. Meine Arbeit an der Revue «Alpina» findet mit dieser Ausgabe ein Ende. Auch trotz der vielen Widrigkeiten, die eine so grosse Organisation mit so vielen autonom denkenden Individuen mit sich bringt, habe ich gelernt, gearbeitet und bin erfahrener geworden - reich an Erkenntnissen über gewisse Prozesse, Menschen und Empfindlichkeiten. Aber auch reich an wunderbaren Kontakten, dialektischen Gesprächen, gemeinsamen Besuchen und rituellen Arbeiten. Ich habe gelernt, dass maurerisches Arbeiten auch heisst, unsere Bruderschaft realisitischer einzuschätzen: als ein Bund freier Männer. Menschen also, die jeder für sich nach einem Weg suchen, ihre Erfüllung zu finden und die Arbeit an sich selbst so gut wie möglich zu erfüllen. Ich habe gesehen, dass gegenseitige Besuche und internationale Kontakte dazu beitragen, zu sehen, wie andere unsere Werte von Bruderschaft und Brüderlichkeit und Arbeiten am rauhen Stein interpretieren. Und ich habe auch gesehen, dass die Freimaurerei keine Religion und kein Geschlecht hat. Und Demut war das Resultat. Und dafür bin ich dankbar.
Adrian Bayard
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