Jazz und Freimaurerei
(Alpina 6-7/2015)
Der Jazz und die Freimaurerei? Das ist die schöne
Geschichte einer gemeinsamen Leidenschaft: einer
Spiritualität, die Brüder der Humanität miteinander
teilen. Aus dem Negro Spiritual und dem Blues
entstanden, hat der Jazz seine Wurzeln im Innersten
der Seele der amerikanischen Schwarzen. Er bildet
von Beginn weg eine Kunst, ein herausforderndes, in
die Tiefe gehendes Leben zu führen.
Das reichhaltige Dossier mit den Beiträgen von
Jacques Tornay, Thomas Müller und Daniel Bui zeigt
es: Es gibt schon immer objektive Gründe, weshalb
Jazz und Freimaurerei sich begegnen. Zur Zeit der
Pioniere wie in den 30er und 40er Jahren, während
der Rassendiskriminierung in den Vereinigten
Staaten, ermöglichte die Initiation den schwarzen
Künstlern, mit ihren weissen Pendants
gleichzuziehen. Es gab notabene kaum eine andere
Möglichkeit. Hinzu kommt, dass ihnen ihre
musikalische Einzigartigkeit zunächst Bekanntheit
und später gar Bewunderung einbrachte. Sie ergriffen
so eine Chance, wie sie Duke Ellington, Oscar
Peterson, Count Basie und Cab Calloway wahrnahmen.
Aber es geht noch um mehr. Der Jazz geht aus
heiligen Quellen hervor und erlaubt es dem
Individuum, sich über die allgemeinen Zwänge hinaus
zu entfalten. Zudem ist er Ausdruck und Symbol der
Forderungen, die eine unterdrückte Minderheit
stellt. Und schliesslich ist und bleibt er die
grosse Inspiration in all den Kämpfen für
Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Der Jazz
verschönert die Seele und belebt den Geist.
In dieser Hinsicht und mehr denn je ist er mit
der Freimaurerei eng verwandt. Diese Verbindung ist
ein Beispiel dafür, was treue und willensstarke
Freunden anstreben können: eine im engeren wie im
übertragenen Sinn harmonischere Welt.
Pierre-Alexandre Joye (Übersetzung T. M.)
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