Faschismus, Nazitum, Vichy
(Alpina 8-9/2015)
Keiner weiss, wie er sich in der kritischen Lage
während der 30er Jahre verhalten hätte. In Italien,
Frankreich und Deutschland führte der Aufstieg der
extremen Rechten nicht zwangsläufig zum Bewusstsein,
welch tödliche Gefahren von diesem Phänomen
ausgingen. Unsere Recherchen zeigen es: Das
Verhalten von Europas Freimaurern war nicht immer
von Ruhm und Tragik geprägt. Dies hätte bedeutet,
dass sie als Opfer von Hass und Verfolgung
Widerstand geleistet hätten gegen die neue Ordnung,
die mit dem infernalischen Gleichschritt der Stiefel
Einzug hielt.
So erinnert man sich mit Bedauern jener
italienischen Freimaurer, die den Marsch der
Faschisten auf Rom finanzierten. Sicherlich war der
Faschismus zu diesem Zeitpunkt noch kein Regime.
Aber er war eine irrwitzige antikommunistische und
antiklerikale Bewegung. Indem die Brüder auf der
anderen Seite der Alpen in ihrem Land Ordnung und
Hierarchie wiedererstehen sahen, irrten sie sich.
Sie sollten das erst einsehen, als die
antimasonischen Gesetze verkündet wurden.
In gleicher Weise glaubten gewisse Logen in
Nazi-Deutschland, mit Hitlers Bestialität einen
Kompromiss eingehen zu können. Sie verloren so ihre
Ehre und ihre Seele. In Vichy-Frankreich
schliesslich wurden Abtrünnige wahre Lumpen: Als
unheimliche Gehilfen von Pétains Regime denunzierten
und bedrängten sie eine ganze Zahl ihrer ehemaligen
Brüder, brachten sie ins Gefängnis und liessen sie
verschwinden.
Nun werden Jean Zay und Pierre Brossolette in den
Panthéon aufgenommen. Beide waren Helden der
Résistance und mustergültige Freimaurer. Es ist an
uns, den Kampf gegen die Barbarei in Erinnerung zu
rufen. Dieser wurde oft mit dem Leben bezahlt – von
Brüdern, die sich weigerten, im Dunkel ihrer Zeit
das Licht der Freiheit preiszugeben.
Pierre-Alexandre Joye (Übersetzung T. M.)
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