475 Seiten Freimaurerforschung
Quatuor Coronati Berichte – Wiener Jahrbuch für historische Freimaurerforschung Nr. 35/2015: Die österreichische Freimaurerei ist in ihrem Verhältnis zur Öffentlichkeit eher zurückhaltend. Und so wird es durchaus als kleine austriakisch-masonische Sensation gewertet, dass die Forschungsloge ‚Quatuor Coronati’ der ‚Großloge von Österreich‘ 2015 mit ihrem Jahrbuch zum ersten Mal in den Buchhandel gegangen ist. Aber noch mehr: In dem Buch sind nicht nur Aufsätze von Mitgliedern der Großloge abgedruckt sondern auch von Autorinnen des österreichischen ‚Droit Humain‘ sowie von Wissenschaftlern, die keine Freimaurer sind. Das Buch bietet an die dreißig anspruchsvolle Abhandlungen, die manchmal im engeren aber oft auch nur im weitesten Sinn etwas zu tun haben mit der Geschichte der Freimaurerei in Österreich und darüber hinaus.
Die Inhalte sind vielfältig: vom Freimaurer Wilhelm Müller, dem Dichter des romantischen Gedichtzyklus ‚Winterreise’, der dann vom Nichtfreimaurer Franz Schubert vertont wurde, über die feminine Freimaurerei bis zum fast vergessenen österreichischen Guttemplerorden zwischen Sozialdemokratie und Deutsch-Ariertum, um den großen Bogen mit drei willkürlich herausgegriffenen Themen nur anzudeuten. Die Aufsätze sind ganz verschieden lang und mit historischen Abbildungen angereichert.
Quatuor Coronati Berichte – Wiener Jahrbuch für historische Freimaurerforschung Nr. 35/2015: 475 Seiten; 29,80 Euro. Verlag Erhard Löcker, Wien. Weitere Details: Rezension Jahrbuch 35/2015Gedenken an österreichische Freimaurer unter dem Hakenkreuz
20. Oktober 1945: Die ‚Großloge von Österreich’ hält in Wien ihre erste rituelle Arbeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der Kapitulation Hitler-Deutschlands ab. Fast auf den Tag genau siebzig Jahre später gedachte die Großloge am 18. Oktober 2015 der Leiden, die der Nazi-Terror über die österreichischen Freimaurer gebracht hatte. Sie tat dies im Wiener Künstlerhaus in einer öffentlichen Veranstaltung, zur der nicht nur die eigenen Brüder und deren Angehörige eingeladen waren sondern auch Freimaurer und Freimaurerinnen anderer österreichischer Obödienzen sowie Mitglieder zivilgesellschaftlicher Vereinigungen.
Rückblick: Schon wenige Tage nach dem Einmarsch der Hitlertruppen nach Österreich im März 1938 beraubten und verboten die Nazis die Logen. Viele der damals um die 800 österreichischen Freimaurer waren Juden: An die sechshundert konnten in den folgenden Wochen und Monaten das Land verlassen, über einhundert wurden später ermordet. Der schwerkranke Großmeister Richard Schlesinger starb in SS-Haft. Das Kupferrelief links neben dem Titel dieses Eintrags erinnert an diese dunkle Vergangenheit. Es befindet sich im Wiener Logenhaus.
Umrahmt von Klezmer-Musik trugen in der von der Deputationsloge ‚Quatuor Coronati’ organisierten Gedenkveranstaltung zwei Schauspieler einen Text vor, in den authentische Dokumente jener Zeit eingebaut waren. Hier kann der Text nachgelesen werden: Gedenkfeier 70 Jahre