Wenn damit Parteipolitik gemeint ist, lautet die Antwort: keine. In den Logen ist es sogar ausdrücklich verpönt, über aktuelle Parteipolitik zu diskutieren. Ist damit aber so etwas wie Gesellschafts- oder Grundsatzpolitik gemeint, dann wollen wir auf unsere Prinzipien hinweisen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Wir wissen, dass dies große und geduldige Worte sind, und dass sie in der Lebenswirklichkeit auch im besten Fall nur annähernd erreicht werden können und zu allem Überfluss oft auch noch zu Widersprüchlichkeiten führen. Aber eine verantwortungsbewusste Politik findet das richtige Maß, damit im Interesse aller betroffenen Menschen umzugehen. Politisch aktive Freimaurer oder Brüder in Führungspositionen haben den unausgesprochenen Auftrag, sich an diesen Prinzipien zu orientieren.
Streng genommen müssten Sie diese Frage an die katholische Kirche stellen. Aber wir beantworten sie auch gern nach unserem bestem Wissen und Gewissen: Bis vor ein paar Jahrzehnten hatte die katholische Kirche in ihrer Verfassung einen sogenannten Freimaurerparagraphen, der mit Exkommunikation drohte. Das rührte aus einer Zeit, als die Kirche in Sachen Lebenssinn noch einen Alleinvertretungsanspruch vertrat. Das ist genau so vorbei wie der Paragraph Geschichte ist. In unseren Logen gibt es religiöse Menschen verschiedener Richtungen ebenso wie Agnostiker mit ganz persönlichem Weltverständnis.
Die Freimaurerei ist überkonfessionell. Sie ist keine Religion oder Kirche, sie schreibt niemandem eine bestimmte religiöse Weltanschauung oder ein Gottesbild vor. Was aber nicht mit ihren Grundsätzen harmoniert, das ist eine fundamentalistisch-kämpferische Religiosität oder ein ebenso gestrickter Atheismus: also die Extreme.
Im Wort Serviceclubs dürfte schon ein Teil der Antwort liegen: Anders als bei den Freimaurern gehört bei diesen zum Vereinszweck auch das Netzwerken.
Bei einem systematischen Vergleich fällt darüber hinaus am meisten auf: Ein entwickeltes Ritual wie die Freimaurer haben die Serviceclubs nicht. Und: Die Freimaurer legen besonderen Wert auf die persönliche Vervollkommnung und das humanitäre Handeln jedes einzelnen Mitglieds, hingegen wirken Serviceclubs durch Wohltätigkeitsaktionen, die sie mit ihrem Namen verbinden, als Institutionen stärker nach außen. Toleranz und Humanität, Geselligkeit und Freundschaft sind ebenso wichtig wie bei den Freimaurern, das Gefühl der Brüderlichkeit, das jedem Freimaurer sofort nach seiner Aufnahme in die Loge entgegenströmt, wird jedoch nicht so betont.
Aus unserer Sicht sind die Serviceclubs genau so ehrenwerte Vereinigungen wie die Logen, und es gibt Brüder, die Mitglieder in beiden Systemen sind. Auch die Gründer der bekannten Serviceclubs Rotary und Lions vor einem Jahrhundert waren übrigens Freimaurer.
Die ‚Zauberflöte’ wurde vom engagierten Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart komponiert, und das Libretto schrieb Emanuel Schikaneder, ebenfalls ein Logenmitglied.
Die Oper spielt in ihrem sehr verwirrenden Verlauf auch mit einigen freimaurerischen Ritualelementen, und in der Musik kommen Akkorde vor, die man als typisch freimaurerisch deuten könnte. Vor allem aber entwickelt sich die Handlung immer mehr von der Zauberposse zur Verkündigung freimaurerischer Ideale wie Toleranz und Menschlichkeit. Viele musikbegeisterte Freimaurer haben daher eine ganz persönliche Beziehung zu dieser Oper.
Zunächst: Wir sind glücklich, dass das Wichtigste an der Freimaurerei, nämlich unsere Werte wie Humanität und Toleranz, heute nicht mehr in Frage gestellt wird sondern Allgemeingut ist; das war nicht immer so.
Und unsere rituellen Ausdrucksformen, die mit der Frage angesprochen werden? Nun, Rituale sind für Außenstehende immer gewöhnungsbedürftig. Wir finden unsere nicht antiquiert, wohl aber althergebracht, ja sogar altehrwürdig. Und wir denken, dagegen spricht nichts, schon gar nicht in Zeiten, die sich so schnell verändern, dass sich viele Menschen überfordert fühlen und zu kompensatorischen Rückbindungen an Altbewährtes aus ganz verschiedenen Kulturen Zuflucht nehmen. Jeder kennt das.
Wir sagen übrigens nicht „die Schürze“ oder „die Schürzen“ sondern „der Schurz“ und in der Mehrzahl „Schurze“. Dieses rituelle Accessoire erinnert symbolisch an die Arbeitskleidung der alten Dombaumeister, die Vorläufer der Freimaurer.
Oder die Bezeichnung „Stuhlmeister“ oder eigentlich „Meister vom Stuhl“: Dieses Bild mit dem Stuhl steckt doch auch im „Vor-Sitzenden“ oder im englischen „chairman“; nur da sind wir’s gewohnt. Wichtiger als das alte Wort selbst ist aber die verbindliche Regel, dass der Stuhlmeister von den Brüdern in demokratisch geheimer Wahl bestimmt wird. Und dass die Person alle paar Jahre wechselt, damit die Logendemokratie lebendig bleibt.
Gar nichts. Bitte glauben Sie den Unsinn nicht, der immer wieder verbreitet wird.
Anders als zum Beispiel bei einem Sportclub ist die Mitgliedschaft zwar auf Dauer angelegt; idealerweise für das ganze Leben, was durchaus logisch ist, wenn man die Freimaurerei versteht. Aber jeder kann natürlich seine Loge auch wieder verlassen. Dies geschieht gelegentlich auch. Ein paar wenige Prozent tun es. Wir tragen ihnen nichts nach. Sie werden ihre wohlerwogenen Gründe haben.
Selten kommt es auch vor, dass ein Mitglied gegen seinen Willen ausgeschlossen wird, etwa wenn es gegen freimaurerische Grundsätze grob verstößt. Dem muss aber intern ein streng geregeltes Rechtsverfahren vorausgehen.
Ja natürlich, und zwar auf zwei Ebenen: Zum einen spenden die Großloge und einzelne Logen immer wieder Geld an große und kleine karitative Organisationen. Zum anderen engagieren sich viele Freimaurer oder Freimaurerkreise bei ganz verschiedenen sozialen Projekten; dies nicht nur finanziell sondern auch mit Rat und Tat.
Die Freimaurer verstehen ihr karitatives Tun jedoch als klassisches Mäzenatentum. Das heißt, sie verbinden es in der Kommunikation nach außen nicht mit der Freimaurerei oder der Großloge oder ihrer Loge. Sie tun es einfach.
Zunächst: Viele Menschen sind anfällig für Verschwörungstheorien. Diese liefern auf komplexe Fragen einfache Antworten; ein Bösewicht ist schnell identifiziert; und da es emotionale Glaubensvorstellungen sind, können sie in einer faktenorientierten Diskussion nicht widerlegt werden. Jedenfalls nicht im Gespräch mit Leuten, die davon überzeugt sind: Kein starker Glaube ist durch Argumente erschütterbar, mögen diese auch noch so stichhaltig sein.
Und warum die Freimaurer? Weil sich in vordemokratischen Zeiten kirchlich und staatlich Mächtige und ihre Anhängerschaften von den freimaurerisch-humanitären Ideen und deren Internationalität bedroht fühlten. Und so schürten sie gegen die Freimaurer und andere eingebildete „Täter“ wie etwa die Juden, die Jesuiten oder gar die Illuminaten, obwohl dieser Bund vor mehr als zwei Jahrhunderten kaum zwanzig Jahre existierte.
In den letzten Jahrzehnten änderte sich die Liste der „Verdächtigen“: Die amerikanische NASA, die Bilderberger und Andere, die es gibt oder nicht gibt, sind nun die bevorzugten Opfer aktueller Verschwörungstheorien. Die Freimaurer kommen weniger dran. Vielleicht weil eine besser informierte Öffentlichkeit das heutzutage kaum mehr ernst nehmen würde.
Vom englischen „freemason“: eine sogenannte Lehnübersetzung, also die Übertragung eines Doppelwortes aus dem 18. Jahrhundert ins Deutsche. Am Anfang hieß es noch „Freymaurer“ und in der Mehrzahl „Freymäurer“, doch bald nur noch Freimaurer.
Zugegeben: Es ist eine nicht sehr glückliche Übersetzung, weil das Wort „Maurer“ in uns das unstimmige Bild eines Mannes entstehen lässt, der Ziegel auf Ziegel schichtet: ein „bricklayer“. Stimmig wäre die Vorstellung eines Bildhauers, der einen Stein mit verschiedenen Werkzeugen künstlerisch bearbeitet. Das englische Wort „mason“ bedeutet je nach Kontext das eine oder das andere: Steinbildhauer oder Maurer.
Und woher kommt der Wortbestandteil „frei“? Manche Historiker sagen von „free stone“. Das ist ein weicher Sandstein, der in England aber auch hierzulande beim Bau der gotischen Dome eingesetzt wurde, ganz besonders für die Gestaltung der plastischen Elemente. Andere führen das „frei“ darauf zurück, dass die Arbeit der alten Dombaukünstler nicht streng reguliert sondern eine Art freies Kunstgewerbe war. Beide Erklärungen weisen jedenfalls darauf hin, dass es nicht um den Maurer im heutigen Sinn ging sondern um den Steinmetz oder Steinkünstler.
Es hätte also bessere Übersetzungen gegeben. Aber wir heißen nun einmal Freimaurer und leben seit drei Jahrhunderten damit.