Alpina 12/2000
Wir nennen uns Johannismaurer, unsere Logen sind Johannislogen. Wir
bezeichnen Johannes als unseren Schutzpatron. Die einen feiern den Tag
Johannes des Täufers (24. Juni), die anderen den Tag Johannes des
Evangelisten (27. Dezember), und viele Logen feiern beide Namenstage.
Johannes dem Täufer haben wir bereits eine Nummer der Alpina gewidmet (Nr.
6/7 1999). Diesmal ist Johannes der Evangelist an der Reihe. Und da beginnen
auch schon die Schwierigkeiten: Welchen Johannes sollen wir feiern? Und hat
tatsächlich der Evangelist neben dem Johannesevangelium auch die Apokalypse
des Johannes und die drei Johannes-Briefe der Bibel geschrieben? Die heutige
Forschung geht davon aus, dass diese Bücher von verschiedenen Autoren
stammen. Detailliertere Angaben findet man in den Arbeiten in dieser Nummer. Johannes der Evangelist war ein
geborener palästinensischer Jude, sein Vater ein Fischer namens Zebedäus.
Seine Mutter Salome war eine der ständigen Begleiterinnen von Jesus. Er
schloss sich Johannes dem Täufer an, der ihn auch taufte und ihn an Jesus
verwies. Er wurde alsbald Schüler von Jesus und als dessen "Lieblingsjünger"
("den Jesus lieb hatte") bezeichnet. Er war der einzige Jünger, der Jesus
auf den Richtplatz begleitete. Über sein späteres Leben ist nichts
Gesichertes bekannt. Er soll zuletzt in Ephesus gelebt, ein hohes Alter
erreicht und von allen Aposteln zuletzt gestorben sein. Er galt als Apostel
der Liebe. Und sein Testament soll nur aus dem Satz bestanden haben:
"Kinder, liebet euch untereinander." In den Logen ist die Bibel jeweils
beim ersten Kapitel des Evangeliums Johannes aufgeschlagen. Die einen sagen,
dies sei wegen der Lichtsymbolik, die andern, weil darin Johannes der Täufer
als Vorläufer von Jesus genannt wird. Und noch etwas: Es liegt im Thema
begründet, dass man über Johannes den Evangelisten nur schreiben kann, wenn
man die Bibel zitiert. Andere Quellen stehen kaum zur Verfügung. Und deshalb
ist diese Nummer der Alpina etwas "bibellastig". Das ist eine Ausnahme und
kann für einmal toleriert werden, auch von jenen, die Bibel lediglich als
Symbol betrachten. Nach wie vor gilt, dass jeder Freimaurer frei ist, das zu
glauben, was er für richtig hält. Wir kennen kein Dogma. Und kein Freimaurer
ist auf den Inhalt der Bibel verpflichtet worden.
Alfred Messerli
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