Der Bau am Tempel der Humanität
(Alpina 4/2011)
Humanität ist in der Freimaurerei ein ganz zentraler Begriff. Vier deutschsprachige Logen tragen in ihrem Namendiesen Begriff. Humanität bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt Menschlichkeit. Doch was umfasst dieser Begriff? Im freimaurerischen inne bedeutet Humanität gemäss dem Internationalen Freimaurer-Lexikon die Lehre vom Menschen und seiner Würde. Dies wiederum bedeutet die Achtung des Menschen, unabhängig von Herkunft, Religion und Stand sowie die Anerkennung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit. Der Bau am Tempel der Humanität, zu dem wir uns verpflichtet haben, ist mehr als nur eine Worthülse. Er verpflichtet uns zur Übung des Humanitätsgedanken in unserer nächsten Umgebung; also nicht an Benefiz- und Charity- Veranstaltungen, sondern vor allem zu Hause und in unserer unmittelbaren Umgebung! Es ist klar, dass Ereignisse wie jene in Japan uns nicht unberührt lassen können. Es ist klar, dass wir im Bereiche unserer Möglichkeiten zu lindern versuchen, aber ebenso wichtig ist es, um uns zu schauen und Misstände wider die Menschlichkeit aufzudecken und zu beseitigen zu versuchen. Insofern gebietet der viel zitierte Bau am Tempel der Humanität: Agieren statt bloss reagieren! Sich in den Dienst der Menschheit im Allgemeinen und des einzelnen Menschen im Speziellen zu stellen, kann sich in caritativer und gemeinnütziger Weise (caritas) vollziehen oder im etwas zweideutigeren Sinne der Barmherzigkeit (misericordia). Beiden ist die Offenheit, die Empathie und das Mitgefühl zu Grunde gelegt. Wir praktizieren diese Anteilnahme mit dem Almosen. Aber darüber hinaus fehlt vielen von uns die konkrete Vorstellung. Umso wichtiger ist es, wenn in dieser Zeitschrift vermehrt von Werken unserer Brüder berichtet werden könnte – nicht um die einzelne Person hervorzuheben, sondern um Beispiele zu geben. Auch wäre es sehr wünschenswert, wenn Logen, die humanitäre Preise verleihen (wie zum Beispiel der Verein Jonas Furrer Preis) vermehrt über ihre Aktivitäten berichten würden! Dass humanitäres Engagement auch eine Verpflichtung im engsten Sinne des Wortes sein kann, erkennen wir im Begriff «Verlobung», dessen französische und englische Übersetzung darauf hinweisen – auf eine Verpflichtung gegenüber dem engsten Mitmenschen.
Adrian Bayard
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