Freimaurerische Stiftungen und Werke
(Alpina 10/2013)

Wohltätigkeit als Unterstützung Bedürftiger gilt in vielen Religionen als Tugend. Im Islam ist das Almosen gar ein legitimierter Anspruch der Armen gegenüber den Reichen. Ein Almosen (dieses Thema hatten wir ja schon einmal als Studienthema) ist eine materielle Gabe, ohne dass man dafür etwas erwarten darf. Man kann sich lediglich das jenseitige Seelenheil erhoffen. Was ist aber der Unterschied zur Wohltätigkeit? Sicherlich einmal in der Breite der Zuwendung. Die Wohltätigkeit erschliesst sich einen breiteren Kreis an Empfängern. Sie zielt meist auf eine Zielgruppe oder eine Gesellschaft, wogegen das klassische Almosen Einzelnen (pro Zuwendung) zukommt. Unser Almosen müsste daher eher als Wohltätigkeit bezeichnet werden. In der institutionalisierten Form sprechen wir dann auch von Werken und Stiftungen. Ihr Zweck ist einerseits die Regelmässigkeit der Zuwendungen (beispielsweise aus den Erträgen eines Grundkapitals) und zweitens um bestenfalls auch eine strukturelle Verbesserung oder Änderung der Bedürftigen zu erwirken. Freimaurerischen Stiftungen und Werke zielen oftmals auf Kernthemen unseres Ordens: Bildung, Linderung von Schicksalen und Förderung von Talenten. Damit wird nicht nur den Schwächeren unserer Gesellschaft Rechnung getragen sondern auch jenen, die aus irgend welchen Gründen nicht die selben Chancen in unserer Gesellschaft haben. Wichtig dabei ist oftmals die Selbsthilfe. Wichtig dabei wäre jedoch auch eine gewisse Öffentlichkeitsarbeit - eine Sensibilisierung auf Themen, die im jeweiligen Fokus des Stiftungszweckes liegt. Schade also, dass sich auf diese Nummer hin so wenige Stiftungen und freimaurerische Werke gemeldet haben. Vielleicht trägt aber gerade so eine Ausgabe auch dazu bei, sich dessen vielleicht wieder etwas bewusst zu werden! Denn genau hier - in unseren Reihen - ist ja die Affinität schon vorhanden. Man müsste bloss noch Präsenz markieren und informieren. Denn das Sprichwort «tue Gutes und sprich darüber» hat Nuancierungen: Man muss nicht sich brüsten und selbst beweihräuchern, wenn man über solche Werke und Stiftungen spricht - es sensibilisert und trägt in den Vordergrund, was viele von uns im Gewühle des Alltags übersehen, verdrängen - nicht wissen. Und daher kommt eine solche Berichterstattung nicht nur den Bedürftigen zugute sondern letzlich vielleicht auch der Freimaurerei selbst.

Adrian Bayard 

<< Heft 8-9/2013

Index

Heft 11/2013 >>