Der Aufbruch
(Alpina 1/2015)
Der Aufbruch ist ein wichtiges Element in der
Entwicklung des Freimaurers. Sich nach neuen
Horizonten aufmachen; seine Lebenserfahrung
bereichern; aufbrechen, um eine neue Loge zu
gründen; neue Reisen in Angriff nehmen, die zugleich
profan und esoterisch sind: Es ist selbstredend, ja
zwingend, dass der Initiierte die Etappen der
Existenz durchläuft, und dies innerhalb wie
ausserhalb der Bauhütte. Damit bietet sich in
vielfältiger Weise die Möglichkeit, seine
Weltauffassung zu erneuern, die Selbsterkenntnis zu
vertiefen und die Bande zu den Mitmenschen zu
stärken.
Ein neues Jahr beginnt. So ist es angebracht,
sich gewisse Prinzipien vor Augen zu halten. Diese
dienen als Kompass – dem ins Innere Reisenden ebenso
wie dem, der in die Aussenwelt aufbricht. Wenn wir
unter den Sternen unterwegs sind, geht es darum,
unsere Augen ebenso zu öffnen wie unsere Herzen. Und
es geht darum, sich bei jedem günstigen Moment zu
fragen: "Wie kann ich hier und jetzt meiner Pflicht
noch besser gerecht werden?" Die Antwort kann
komplex ausfallen, ja sie ist auf Anhieb kaum
möglich. Und hier zeigt sich die Notwendigkeit des
Aufbruchs. "Glücklich, wer wie Odysseus eine schöne
Reise unternommen hat …" Das sagt Joachim du Bellay
in seinem berühmten Gedicht. Gewiss ist eins: Das
Ziel, die Ankunft spielen keine so grosse Rolle. Was
zählt, ist der durchlaufene Weg, ist die Tatsache,
Mut zum Aufbruch bewiesen zu haben.
In unserem alltäglichen Leben ebenso wie in der
Loge geht es darum, die Trägheit zu überwinden.
Haben wir also den Willen, uns auf die Suche nach
neuen Möglichkeiten zu begeben! Ohne übersteigertes
Vertrauen, sicherlich; aber mit einer Gewissheit:
Die Liebe, die wir in uns tragen, trägt wiederum
uns. Die Liebe zum Guten und die Nächstenliebe
lassen den Menschen erstrahlen, der seinen Weg geht.
In dieser Überzeugung wünscht euch das
Redaktionsteam eures Magazins ein 2015, das erhellt
sein wird vom Weg zu neuen spirituellen Horizonten.
Pierre-Alexandre Joye (Übersetzung T. M.)
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