Was eine Loge ist

Eine Loge ist die Basisgemeinschaft der Freimaurerei. Basis deshalb, weil die meisten Freimaurerlogen Teil eines Verbundes sind, der üblicherweise als Großloge bezeichnet wird: eine Art Dachverband. Dieser gibt ein grundsätzliches Reglement vor, innerhalb dessen die Logen autonom sind. Das französische Wort Loge bezieht sich auf das englische ‚lodge’; die heutige Freimaurerei ist ja in England entstanden. Das Wort erinnert an ganz alte Zeiten, als Freimaurer noch Dombaumeister waren und sich in ‚lodges’, also in geräumigen Bauhütten neben den großen Dombauten versammelten.

Logen sind demokratisch verfasste Vereine

Die Logen unserer Großloge von Österreich zählen im allgemeinen zwischen zwanzig und siebzig Mitglieder. Sie sind demokratisch verfasst: An der Spitze steht in jeder Loge ein ‚Meister vom Stuhl’, der jährlich oder alle zwei Jahre neu gewählt wird; ebenso weitere Vorstandsmitglieder. Das einigende Band aller Logenmitglieder ist die ‚Brüderlichkeit’. Was das bedeutet, versteht man am besten in Abgrenzung zu Freundschaft und Solidarität. Seine Freunde sucht jeder selbst aus, und Solidarität ist eine Art Versicherung auf Gegenseitigkeit. Brüderlichkeit ist weder das eine noch das andere. Sie ist aktive Zustimmung zum nicht selbst ausgewählten Gegenüber: ein Humanitätstraining. Dadurch unterscheidet sie sich auch von einer zufällig zusammen gewürfelten und unverbindlichen Abendrunde.

Die Mitglieder nennen einander Brüder

Das Prinzip der Brüderlichkeit in den Logen verdankt sich dem Umstand, dass sich die Freimaurerei bewusst als Gemeinschaft von Ungleichen versteht. Es ist eine sehr gute Übung zu lernen, Mitmenschen brüderlich zu akzeptieren, obwohl sie andere Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissensschätze mitbringen; obwohl sie anders ticken und obwohl sie vielleicht sogar eine andere zwischenmenschliche Chemie ausstrahlen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Loge wird weder durch gleichlautende Überzeugungen noch durch verbindende Interessen gestiftet, sondern über die Akzeptanz des freimaurerischen Ziels und das gemeinsame Ritual. Das ist die freimaurerische Methode.

In symbolischer Anlehnung an die Welt der alten Dombaumeister gliedern sich die Mitglieder einer Loge in Lehrlinge, Gesellen und Meister. Im freimaurerischen Verständnis ist das kein hierarchischer Aufbau, er steht vielmehr für die Entwicklungsstufen beim Hineinwachsen neuer Brüder in die Loge.

Vom Lehrling über den Gesellen zum Meister

Auf der Stufe des Lehrlings hat das neu aufgenommen Mitglied die Aufgabe, zuerst ein realistisches Bild von sich selbst zu finden. Der Auftrag lautet: „Schau in Dich!“ Als Geselle soll der Freimaurer dann lernen, seinen Platz in der Welt zu erkennen. Jetzt heißt der Auftrag: „Schau um Dich!“ Und auf der Meisterstufe sollte sich ein Freimaurer der eigenen Endlichkeit bewusst werden: „Schau über Dich!“ Diese Abfolge ist eine gute Hilfe, wenn es darum geht, sich zu einem besseren Menschen zu entwickeln. Aber auch wenn das alles ganz einfach klingt: Meint man es ernst, ist es schwierig genug.

Der dreigliedrige Einstieg in die Freimaurerei dauert üblicherweise zwei bis drei Jahre. Meister bleibt man dann bis zum Lebensende.

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Worum es uns geht

Auf den Punkt gebracht: Freimaurerei ist Persönlichkeitstraining. Oder konkreter gesagt: Wir sind ein Bund von Männern, von denen jeder daran arbeitet, ein besserer Mensch zu werden. Dies für uns selbst und zum Wohle aller anderen. Das soll nicht hochtrabend klingen, nein, wir streben das im Wissen an, dass dies nur in ganz kleinen Schritten möglich und der Erfolg ungewiss ist. Natürlich kann man das auch mit den abstrakten Begriffen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Humanität und Toleranz umschreiben, wie es oft geschieht; aber letztlich geht es um unser kleines Selbst im wirklichen Leben.

Mehr Intelligenz des Herzens

Im heute üblichen professionellen Sprachduktus könnte man es auch so sagen: Freimaurerei ist ein Programm zur Selbstoptimierung. Es unterstützt die Brüder bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer sozialen Kompetenz. Das Ziel ist mehr Empathie, mehr ‚Intelligenz des Herzens’. So etwas ist ganz allein im stillen Kämmerlein nicht leicht möglich. In einer Gemeinschaft geht es besser: Daher treffen wir einander in regelmäßigen Abständen zu sogenannten Logenarbeiten. Diese folgen einem alten festgelegten Ritual.

Voraussetzung ist ein Klima des Vertrauens

Damit das alles ohne die sonst übliche und vielleicht auch notwendige Maskerade geschehen kann, müssen sich die Brüder öffnen und zueinander ehrlich sein können. Dafür braucht es Vertrauen. Wenn Logen funktionieren, haben sie ein inneres Klima entwickelt, das auch neuen Brüdern sehr schnell Sicherheit gibt, und zwar unabhängig von der wechselseitigen Chemie, also den konkreten Gefühlen, die ein jeder gegenüber jedem anderen Bruder empfindet. Wir nennen das Brüderlichkeit. Natürlich treffen wir einander auch außerhalb unserer rituellen Zusammenkünfte: oft gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Familienangehörigen. Viele finden in den Logen auch Freunde fürs Leben, also Beziehungen, die über die Brüderlichkeit hinaus weisen.

Nur so kann die Welt ein wenig besser werden

Hinter all dem steht die Idee, dass die Welt nur menschlicher werden kann, wenn jeder an seiner eigenen Humanität arbeitet: nicht an der des Anderen, wozu man im Alltag ja gerne verleitet ist, sondern an sich selbst. Wobei es nicht bei wohlfeilen Vorsätzen bleiben soll: Letztlich ist Freimaurerei so etwas wie eine ethische Lebenskunst, bei der es auf das konkrete Tun ankommt. Man spricht daher auch von einer ‚Einübungsethik‘. Dies aus dem Wissen heraus, dass man ein besserer Mensch nur werden kann, wenn man es trainiert; nur darüber zu philosophieren, führt nicht weiter.

Aber was ist mit der freimaurerischen Lehre? Wird diese hier verschwiegen? Die Antwort ist ganz einfach: So etwas gibt es nicht. Es gibt keine Lehrsätze, keine Dogmen, und dennoch keinen Nihilismus. Irgendwie funktioniert es: oft ganz passabel und manchmal auch wirklich gut.

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Und worum es uns nicht geht

Die folgenden Sätze sind nur notwendig, weil es immer noch Menschen gibt, die der Freimaurerei alles mögliche und unmögliche unterstellen. Daher ganz allgemein gesagt: Freimaurerei ist keine Religion oder Konfession, keine Partei, kein berufliches Netzwerk, auch keine karitative Organisation und keine Bühne zum Ausleben persönlicher Egoismen. Auch wenn die eine oder andere dieser Vorgaben nicht vollkommen erreicht wird: Sie gelten, und es gibt ein inneres Klima, das hilft, Ausreißer einzufangen.

Die alten Mächte waren gegen die Freimaurerei

Wenn das alles stimmt, warum ist dann das Ansehen der Freimaurerei in der Öffentlichkeit – sagen wir – eher durchwachsen? Ja leider! Dies ist ein Erbe der Geschichte. Die offene und demokratisch verfasste Gesellschaft, die den Menschen Selbstbestimmung zugesteht, ist ja historisch gesehen noch nicht so alt. In den Zeiten davor setzte sich die Freimaurerei auch für Systemänderungen ein, vor allem für Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat, Bürger- und Menschenrechte. Und dies gegen die damals herrschenden Mächte: von den dogmatischen Kirchen, den absolutistischen Herrscherhäusern bis zu den autoritären und totalitären Systemen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts wie Nationalsozialismus, Faschismus und Kommunismus. Diese Mächte wehrten sich. Ihre Helfer schlugen mit abenteuerlichen Verschwörungstheorien zurück; und wenn sie die Macht hatten mit Verboten.

Wirklich wichtig ist das aber heute nicht mehr. Die offene Gesellschaft hat sich durchgesetzt, und die österreichische Freimaurerei ist ein Teil davon. Sie ist dankbar, dass sie sich auf das konzentrieren kann, worum es ihr letztlich geht: ihren Mitgliedern zu helfen, bessere Menschen zu werden und dadurch die Welt um ein Quäntchen humaner zu machen.

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Weshalb wir ein diskreter Bund sind

Wir sind kein Geheimbund, aber wir sind ein diskreter Bund. Das wir oft verwechselt. Ein Geheimbund wäre ja eine Organisation, von deren Existenz die Außenwelt nichts weiß. Von uns weiß die Außenwelt und wissen die Behörden: Alle Logen sind eingetragene Vereine.

Richtig ist: Vor Jahrhunderten, als es noch keine Versammlungsfreiheit und kein Recht auf Privatheit aber eine mächtige und misstrauische Obrigkeit gab, haben sich Menschen, die über eine bessere Welt gemeinsam nachdenken wollten, nur im Geheimen treffen können. Das ist vorbei.

Alle Logen stehen im Vereinsregister

Heute sind alle Logen genau so wie andere Vereine bei den zuständigen Behörden angemeldet. Ebenso ihre Statuten und die wechselnden Vorstände, die gemäß dem Vereinsgesetz gewählt werden. Jeder kann das im Vereinsregister einsehen. Im Telefonbuch stehen wir auch, und über diese Website sind wir brieflich sowie per Mail erreichbar. Der jeweilige Großmeister ist öffentlich bekannt und zum Beispiel von den Medien jederzeit ansprechbar.

Auch wenn wir kein Geheimbund sind, legen wir aber auf eine gewisse Diskretion wert. Jedes Mitglied kann von sich selbst sagen, dass es Freimaurer ist; viele tun das auch. Es ist jedoch unzulässig, die Mitgliedschaft anderer Brüder zu outen oder ihr Vertrauen wie auch immer zu missbrauchen.

Datenschutz ist Menschenrecht

Diese Zurückhaltung hat einen doppelten Sinn: Erstens gibt es immer noch Menschen, die gegen Freimaurer feindselig eingestellt sind; daher muss jeder selbst entscheiden können, ob er die Mitgliedschaft in seinem Umfeld offenbart. Und zweitens bedarf der eigentliche Vereinszweck, nämlich an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, einer gewissen Diskretion. Das versteht sich von selbst: Menschen, die in diesem höchstpersönlichen Bereich professionell arbeiten, sind dazu sogar gesetzlich verpflichtet.

Die Freimaurer unterwerfen sich dem freiwillig. Wir haben den Eindruck, damit auch Zeichen für die Zukunft zu setzen. In Zeiten einer überbordenden Transparenz durch das Internet und andere digitale Techniken entwickelt unsere Gesellschaft spürbar das Bedürfnis, sich die erkämpften privaten Freiräume nicht wieder nehmen zu lassen und diese dort, wo sie schon verloren scheinen, wieder zurückzuholen. Das unterstützen auch wir Freimaurer.

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Und was es mit dem Ritual auf sich hat

Gewöhnlich erzählen wir Freimaurer nicht gern vom Ritual, in das unsere regelmäßigen Treffen eingebettet sind. Man muss es nämlich mitgemacht haben, um sein Wesen zu verstehen. Es ist wie bei der Musik: Ein Notenblatt zu lesen, heißt noch lange nicht, die Musik in sich klingen zu hören. Das Geheimnis liegt im Erleben. Aber versuchen wir es einmal.

Das Ritual als Entschleunigung des Alltags

Die Mitglieder jeder Loge treffen sich einmal wöchentlich oder vierzehntäglich zum rituellen Miteinander: zu den sogenannten ‚Logenarbeiten’. Den Raum unserer Treffen nennen wir Tempel: ein Wort, das auf das lateinische ‚contemplare’ hinweist, also betrachten oder erwägen oder vertiefen. Das trifft es ganz gut, worum es geht. Am Beginn werden feierlich einige Kerzen entzündet und freimaurerische Symbole wie der Zirkel und das Winkelmaß aufgelegt. Das sind die in der Öffentlichkeit bekanntesten Freimaurerzeichen. Der Zirkel symbolisiert Humanität: In seinen Kreis sollen alle Menschen eingeschlossen sein. Und der rechte Winkel steht für Recht, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Redlichkeit. Diese uralten Symbole werden überall verstanden. Im Gegensatz zu penibel formulierten Normen bieten solche Sinnbilder die Möglichkeit individueller Interpretation und Anpassung an die Veränderungen des Lebens.

Die Logenarbeit dauert eine gute Stunde. Wie jedes Ritual läuft sie nach einem vorgegebenen Muster ab. Bei uns Freimaurern sind es feierlich vorgetragene rituelle Wechselreden zwischen dem Stuhlmeister und anderen Brüdern. Es sind jedes Mal dieselben vorgegebenen Texte. Kulturwissenschaftler nennen das „performatives Sprechen“. In der Wirkung auf die teilnehmenden Brüder ist es eine Art gruppendynamische Übung zur Entschleunigung aus dem hektischen Alltag, um Platz zu schaffen für die persönliche Besinnung. Ein alter und erfahrener Freimaurer nannte das Ritual einmal „Yoga des Abendlandes“.

Man denkt nur mit dem Herzen gut

Auch wenn die Worte, die im freimaurerischen Ritual gesprochen werden, viel an angesammelter Weisheit enthalten, liegt ihre Kraft nicht so sehr im Inhalt, sondern wie bei jedem immer wiederkehrenden Interaktionsritual in der Wiederholung. Viel mehr als den denkenden Kopf sprechen sie das fühlende Herz an. In Abwandlung eines berühmten Satzes von Antoine de Saint-Exupéry könnte man sagen: Man denkt nur mit dem Herzen gut.

In das Ritual eingebaut sind Musikpassagen und ein Vortrag, den jedes Mal ein anderer Bruder hält: als Stoff zum Nachdenken. Danach wird gemeinsam gegessen und über den Vortrag reflektiert. Es geht dabei aber nicht ums Besserwissen, schon gar nicht um die Durchsetzung von persönlichen Meinungen, sondern um das Verstehen des Anderen, um die Erweiterung des Horizonts. Niemand wird wegen seiner Ansicht kritisiert, niemandem wird eine andere aufgenötigt. Die freimaurerische Gesprächskultur ist eine Nicht-Kontroversielle.

Das gemeinsame Ritual ersetzt also den inhaltlichen Gleichklang. Um das sicherzustellen, werden keine Diskussionen über aktuelle politische Streitfragen oder über höchstpersönliche religiöse Überzeugungen geführt. Diese werden nur im kleinen und privaten Kreis außerhalb der rituellen Treffen akzeptiert.

Alle Menschen brauchen Rituale

Rituale erfüllen tiefe menschliche Bedürfnisse. Sie sind gemeinschafts- und persönlichkeitsbildend. Nach einer ritualarmen Zeit als Folge des Ritualmissbrauchs durch die Nazis haben heute viele Menschen den Wert von Ritualen wiederentdeckt. Die Freimaurer hielten immer daran fest.

Die freimaurerischen Rituale sind auf der ganzen Welt ähnlich. Das Ritual der Großloge von Österreich stammt in seinen Grundzügen aus dem späten 19. Jahrhundert. Es ist streng innerweltlich, also ohne transzendentalen Bezug. Es wirkt rein psychisch und steht daher nicht in Konkurrenz zu religiösen Zeremonien, die sich auf etwas Außerirdisches beziehen. Viele Brüder gehören auch konfessionellen Gemeinschaften an.

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Wie wird man Freimaurer

Diese Frage wird uns oft gestellt, und sie ist einfach zu beantworten: Entweder wird man von einem Freimaurer aus dem persönlichen Umfeld angesprochen und eingeladen; oder man meldet sich selbst bei der Großloge.

D’rum prüfe wer sich bindet …

Allerdings sollte man sich den Beitritt zu einer Loge genauer überlegen als zum Beispiel zu einem Sportverein. Das ist verständlich, wenn man den Vereinszweck bedenkt: durch Arbeit an sich selbst in Gemeinschaft mit anderen Menschen, die einem viel persönliches Vertrauen schenken, ein besserer Mensch zu werden.

Weil das so ist, folgt jedem Beitrittsansuchen ein wechselseitiges Prüfungsverfahren, also mehrere Gespräche des ‚Suchenden’, wie wir Aufnahmewerber nennen, mit Logenmitgliedern um festzustellen, ob man zueinander passt. Das kann dauern: oft über ein Jahr, auch weil die Logen jährlich nicht mehr als drei oder vier Neue aufnehmen wollen. Ist das Ergebnis der Prüfung positiv, stimmen die Brüder bei einer Logenarbeit ab: natürlich geheim, so wie es sich demokratisch gehört.

Die Mitglieder müssen zustimmen

Für ein ‚Ja’ ist dann allerdings eine hohe qualifizierte Mehrheit notwendig: Schon bei drei Gegenstimmen wäre der Kandidat für diese Loge abgelehnt. Dank des vorgelagerten Prüfungsverfahrens kommt das nicht so oft vor. Die hohe qualifizierte Mehrheit hat ihren Sinn im eigentlichen Vereinszweck. Es wäre kontraproduktiv, jemanden aufzunehmen, gegen den viele Brüder Mentalreservationen hegen. So etwas könnte das Binnenklima einer Loge unterminieren. Und es wäre auch für den Neuen schlecht, würde er doch nicht so leicht in die Atmosphäre des brüderlichen Vertrauens einbezogen.

Die Mitgliedschaft ist auf Dauer angelegt, bis zum Lebensende. Dennoch kommt es gelegentlich vor, dass ein Bruder nach einiger Zeit bemerkt, dass es für ihn doch nicht das Richtige ist. Dann kann er ohne böse Nachrede wieder gehen.

Es folgt die feierliche Aufnahme

Um die prinzipiell hohe Bedeutung einer Aufnahme zu unterstreichen, ist diese nicht nur ein formaler Vorgang, der mit dem Eintrag in das Mitgliederverzeichnis erledigt ist, sondern ein ritueller Festakt, an dem viele Brüder teilnehmen und den Neuen herzlich begrüßen.

Bleibt noch die Frage nach dem Grund: Warum wird jemand Freimaurer? Darauf gibt es so viele Antworten wie Brüder. Manche wollen einfach Menschen kennen lernen, denen sie sonst nie begegnet wären. Andere suchen Zonen der Ruhe in der hektischen Welt. Wieder andere wollen über Themen reden können, die im Alltag viel zu kurz kommen. Für die meisten erfüllt sich das alles. Wer Freimaurer wird, hat die Chance, aus seinem Leben mehr zu machen.

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Und warum wir nur Männer aufnehmen

Wussten Sie, dass es nicht nur Freimaurer sondern auch Freimaurerinnen gibt? Wussten Sie nicht? Verzeihen Sie diese rhetorische Gegenfrage. Wir haben Sie gestellt, weil uns bewusst ist, dass die allermeisten Menschen glauben, Freimaurerei sei nur Männersache oder gar etwas Männerbündisches. Das stimmt nicht. Richtig ist: Die Logen der ‚Großloge von Österreich‘ nehmen nur Männer auf, aber es gibt auch Frauenlogen.

Es gibt drei Systeme

Manche Logensysteme nehmen nur Männer auf, andere nur Frauen und wieder andere Frauen und Männer. Und das ist nicht einmal neu, also keine Folge der zeitgenössischen Frauenbewegung: Die ersten gemischten Logen und die ersten rein femininen Logen entstanden vor mehr als hundert Jahren: in Österreich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Es gibt also auch Freimaurerinnen, und zwar gar nicht wenige; auch in Österreich.

Indem sich die Logen der ‚Großloge von Österreich‘ nur an Männer wenden, stehen sie in der Tradition der ältesten Freimaurerei der Welt: der altehrwürdigen ‚Vereinigten Großloge von England’. Aber wie diese unterstützen sie selbstverständlich die Emanzipation der Frauen: ihre Gleichheit vor dem Gesetz und im wirklichen Leben. Und sie respektieren die Logen, die bei der Aufnahme neuer Mitglieder anderen Traditionen folgen.

Manchmal wollen Männer und Frauen unter sich sein

Widerspricht die Geschlechtertrennung aber nicht dem Zeitgeist? Müssten wir also nicht auch Frauen aufnehmen, gar eine Frauenquote einführen?

Wir glauben ‚nein’, und zwar aus gutem Grund: Auch in der modernen Gesellschaft, in der die Geschlechter gleichberechtigt sind, gibt es Schutzräume des persönlichen Lebens, in denen Frauen und Männer lieber unter ihresgleichen sein wollen. Ja noch mehr: Wir glauben, dass gerade in unserer Zeit, in der ja Frauen und Männer viel mehr als früher immer und überall gemeinsam leben und arbeiten, solche Refugien von besonderem Wert sind. Man muss nur die Freizeitgewohnheiten vieler Menschen beobachten: Da organisiert sich das ganz von selbst. Oder um es kultursoziologisch zu sagen: Es gibt und gab wohl keine Gesellschaft ohne nach dem Geschlecht getrennte Rückzugsmöglichkeiten für Frauen und für Männer.

Wie das jemand in der Freimaurerei leben will, kann jede und jeder für sich selbst entscheiden, gibt es doch – siehe oben – Logen nur für Männer, rein feminine und gemischte Logen.

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Woher die Freimaurerei kommt

Es war einmal in einer längst vergangenen Zeit, da bauten Dombaumeister wunderbare Kathedralen. Sie benutzten einfache Werkzeuge wie Hammer und Meissel, Winkel und Zirkel. Wie es im Mittelalter üblich war, schlossen sie sich in Zünften zusammen, die sie nach ihren Versammlungsräumen Bauhütten nannten oder in England Lodges und in Frankreich Logen. In diesen tauschten sie ihre Erfahrungen aus und gaben ihr Wissen über die Generationen weiter. Und sie nannten einander Brüder.

Vor allem in England wiesen ihre Debatten bald über die Baukunst hinaus: Sie machten sich Gedanken, wie das Leben der Menschen verbessert werden könnte. Dies zog gescheite Männer an, die keine Dombaumeister waren, und so wurden die Logen mehr und mehr zu Zentren des Nachdenkens darüber, wie eine bessere Welt gebaut werden kann. Und das Bauen von Domen verlor sich langsam im Nebel der Geschichte.

Am Anfang stand die Modernisierung der Gesellschaft

Wir sind jetzt im 18. Jahrhundert angelangt. Das damals große Österreich wurde von Maria Theresia und ihrem Sohn Joseph II. regiert. Nach dem Vorbild Englands entstanden erstmals auch in diesem Lande Logen. Manche ihrer Mitglieder waren Gelehrte, Künstler und Geistliche. Einige wurden zu Beratern der beiden Monarchen, so Joseph von Sonnenfels, der die Kaiserin von der Abschaffung der Folter überzeugte. Andere Brüder wie Wolfgang Amadeus Mozart schenkten der Welt unvergängliche Kunstwerke.

Nicht allen gefiel im Habsburgerstaat der befreiende Einfluss dieser ‚Freymäurer‘, wie sie nach den englischen ‚freemasons’ genannt wurden. Und so hat sie der Kaiser Franz in der obrigkeitshörigen Metternichzeit wieder verboten; so wie auch andere Gruppen, die es gewagt hatten, ihren Gedanken öffentlich freien Lauf zu lassen. In den demokratischeren Ländern Westeuropas und in Amerika konnten sie sich hingegen frei entwickeln.

Aber die Erde drehte sich weiter: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im Habsburgerreich von neuem Logen. Manches von dem, wofür sie sich noch hundert Jahre vorher eingesetzt hatten, war einigermaßen verwirklicht. Also widmeten sie sich nun den sozialen Problemen der auch hierzulande einsetzenden Industrialisierung: Sie führten Waisenhäuser und kümmerten sich um die Armen.

Doch das währte wieder nur wenige Jahrzehnte: Es kam das zwanzigste Jahrhundert mit seinen zwei furchtbaren Weltkriegen und den totalitären Diktaturen von Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus. Auch diese mochten das freie und offene Denken der Freimaurer nicht und verboten sie neuerlich. In Österreich taten das die Nazis. Nur in den westlichen Demokratien konnten sich die Logen weiter entfalten.

Heute geht es um die Arbeit an sich selbst

Als die Nazis 1945 nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs besiegt worden waren, mussten die österreichischen Freimaurer zum dritten Mal neu anfangen. Wieder wandelte sich das Land. Diesmal zum besseren: Das jetzt kleine Österreich wurde zum ersten Mal eine stabile Demokratie und ein Sozialstaat. Das veränderte auch den Auftrag der Freimaurer. Sie wirkten und wirken weiter karitativ; Armenspeisungen, Kinderheime und ähnliches hatten jedoch ihren Sinn eingebüßt. Und so verschob sich das bleibende freimaurerische Ziel, am Bau einer besseren Welt mitzuarbeiten, mehr und mehr in den persönlichen Lebenskreis jedes einzelnen Bruders. Ganz so wie es Erich Kästner in einem seiner Gedichte so wunderbar ausgedrückt hat: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“  

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