Alpina 6-7/2000
Die Doppelnummer für Juni/Juli unserer Freimaurer-Zeitschrift ist den
Katharern gewidmet. Verschiedentlich bin ich darauf angesprochen worden,
welcher Zusammenhang zwischen den Katharern und den Freimaurern bestehe.
Objektiv gesehen besteht kein Zusammenhang. Die Katharer lebten von 950 bis
etwa 1330 vorwiegend in Südfrankreich, bis sie durch die katholische
Inquisition ausgerottet wurden. Wir versuchen, die Katharer aus
verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Da von ihnen praktisch nur die
Protokolle der Prozesse der Inquisition der Nachwelt überliefert wurden und
diese naturgemäss einseitig und aus der Sicht der katholischen Kirche die
Katharer beleuchten, ist es recht schwer, sich ein objektives Bild zu
machen. Drei Brüder der Loge Freundschaft
und Beständigkeit in Basel haben sich mit dem Thema befasst und sind vor
allem der Frage nachgegangen, ob die Katharer ein spirituelles Geheimnis
besassen, das mit ihrer Ausrottung verlorengegangen ist. Sie kommen zu
folgendem Schluss: Wenn Katharer ein spirituelles Geheimnis kannten, so
scheint es mit dem letzten «Vollkommenen verlorengegangen zu sein.
Vielleicht ist es aber nicht verlorengegangen, vielleicht ist es das
gemeinsame Geheimnis von Katharern, Templern und uns Freimaurern, dass jeder
auf seine Weise mitgewebt hat an der Entwicklung eines freien, gerechten,
selbstverantwortlichen und traditionsgebundenen Menschen. Die sogenannten
Katharerburgen, auf schroffen Felsspitzen errichtet, mögen den heutigen, das
Languedoc bereisenden Touristen ein bewegendes Symbol dafür sein.»
Alfred Messerli |