Alpina 4/2005
Solidarität ist das Thema der April-Nummer unserer
Freimaurer-Zeitschrift. Solidarität mit wem? Ich denke, dass damit die
Solidarität mit den Schwachen, den Hilfsbedürftigen und Benachteiligten ganz
allgemein gemeint ist. Wir zeigen eine solche Solidarität an einem konkreten
Beispiel. Theodor Binder, ein Freimaurer, Mitglied der Loge Freundschaft und
Beständigkeit in Basel, hat sich zu aktivem Handeln entschlossen. Er zeigt,
was der Einzelne vermag, wenn er sich aktiv und intensiv einsetzt und wenn
das Wort Solidarität nicht einfach eine Worthülse bleiben soll.Was wirklich das Wort Solidarität bedeutet, hat Charlie Chaplin in seinem
Schlussappell des grossartigen Filmes «Der grosse Diktator» aufs Schönste in
Worte gefasst. Wir publizieren diesen «Aufruf an die ganze Welt». Auch
heute, mehr als fünfzig Jahre später, ist dieser Appell an die
Menschlichkeit nach wie vor eindringlich und aktuell. Der Text hat sehr viel
von freimaurerischem Gedankengut übernommen. Ob Charlie Chaplin tatsächlich
Freimaurer war, wie dies das Freimaurer-Lexikon von Lennhoff, Posner und
Binder vermerkt, ist nicht eindeutig nachgewiesen. Chaplin war aber
sicherlich ein Freimaurer ohne Schurz, auch wenn er nicht einer Loge
angehört haben sollte. Dass nach jeder Tempelfeier ein Almosen eingezogen
werden soll, steht schon in den Alten Pflichten von 1723. Damals dachte man
daran, aus dem gesammelten Geld Not leidenden Brüdern zu helfen. Aber daraus
hat sich eine allgemeine Almosenpflicht ergeben, die bedürftige Menschen
unterstützt, auch solche, die nicht unserem Bunde angehören.
Die Wohltätigkeit oder die Caritas leitet sich aus der Nächstenliebe ab.
Nächstenliebe ist eine der Grundsäulen der Freimaurerei. So heisst es
beispielsweise in den Statuten von 1799: «Der Freimaurer ist mitleidig gegen
Notdürftige, er hilft gern, jedoch nicht öffentlich und auf den Gassen,
damit es ein jeder sehe, sondern in der Stille, da wo wahre Not ist, und
ohne stolzes Gepränge».
Alfred Messerli |